Eigentlich ist die Stadt Coesfeld eine sehr ruhige und friedliebende Gemeinde, in der sich böse Zeitgenossen in der Regel gar nicht erst ausmachen lassen und allenfalls nur kurze Zeit ihr Unwesen treiben.
Eine unrühmliche Ausnahme machen da die Brandstifter, deren unheilvolles Treiben besonders in den Jahren 1968 bis 1978 Coesfeld zu einer fragwürdigen Popularität verhalfen.
Einer der letzten Vertreter dieser Pyromanen war dann sogar so dreist, seine Brände mit schöner Regelmäßigkeit jede Woche auf den Tag (Mittwoch) und häufig sogar auf die Stunde (23.00 – 24.00 Uhr) genau zu legen.
Um wenigstens die Auswirkungen dieser Straftaten in einem möglichst kleinen Rahmen zu halten, hatten einige Feuerwehrkameraden und mehrere Jungfeuerwehrmänner sann nachts ihre Zelte hinter der Feuerwache aufgeschlagen, um im Alarmfall sofort ausrücken zu können. Zur Alarmierung befand sich ein Meldeempfänger im Zelt und da man auf eine anstrengende Nacht gefasst war, krochen die „Krieger“ dann auch rechtzeitig in ihre Schlafsäcke.
Da aber wohl jede Feuerwehr auch ein paar Spaßvögel in ihren Reihen hat, die nichts ernst nehmen und vor solch lobenswerten Aktionen keinerlei Respekt haben, wurde auch dieses Zeltlager überfallen – auf besondere Art.
In Überfall-Manier schlich man sich an das Zelt heran und robbte bis an die Stelle, an der man am Nachmittag zuvor den Meldeempfänger ausgemacht hatte. Ein mitgebrachter Kassettenrekorder – der eigentliche Star dieser Erzählung – besorgte dann den Rest: Start-Taste drücken – Klick – los gings: „Tideledüt, Tideledüt, Hier Florian Coesfeld, Alarm für die Stille Alarmierung!“. Kurze Hektik im Zelt, erstaunliche Disziplin beim Verlassen des Zeltes und ein rekordverdächtiger Spurt zum Haupteingang der Feuerwache. Jetzt waren auch die ersten Flüche zu hören: „Wieso hat der (der Diensthabende) denn noch kein Alarmlicht eingeschaltet?“ „So ein Blödsinn, das Tor ist auch noch nicht auf!“ „Los klingele den mal raus!“
RING – RING – RING, die Türschelle der Feuerwehr läutete Sturm. Mit müden Augen, in denen man auch eine Spur Zorn entdecken konnte kam der hautamtliche Feuerwehrkamerad zur Tür: „Sagt mal, seid ihr wahnsinnig? Es ist kurz vor Mitternacht und …“. Jetzt dämmerte es unseren eifrigen Zeltbewohnern. Das war ein übler Streich, im Grunde noch schlimmer und viel verwerflicher als „böswilliger Alarm“, das war eigentlich schon „heimtückischer Alarm“.
Wutschnaubend stürmte die veräppelte Löschstaffel wieder zurück zum Zelt. Da war dann natürlich nichts Verdächtiges mehr zu sehen. Die Übeltäter hatten sich aus dem Staub gemacht und zuvor die Luft aus den Luftmatratzen gelassen.
Als dann mit vereinten Kräften alles wieder aufgeblasen war und die Mannschaft erschöpft auf ihrem Lager liegend auf Rache sannte, rief ein bekannter Ton dann natürlich nur noch Lachen hervor: „Tideledüt, Tideledüt“, schallte es aus Richtung Meldeempfänger. Bis einer das Ding ans Ohr hielt: „Mensch, das kommt hier heraus, der Alarm ist echt!“ – – – Kurze Hektik im Zelt … (s.o.)
Der Einsatz vereinte dann wieder Getäuschte mit Übeltätern und man vertrug sich schon recht bald wieder, offenstehende Rechnungen wurden gleich an Ort und (Einsatz-)Stelle mit einem gezielten Wasserstrahl beglichen.
Links zu allen Berichten des Löschblattes zum 10-jährigen Bestehen der JF Coesfeld.
Löschblatt, Kapitel I-IV
Löschblatt, Die Sache mit dem heimtückischen Alarm
Löschblatt, Die Sache mit dem Überfall
Löschblatt, Die Sache mit dem Kinderklau
Löschblatt, Die Sache mit der heißen Nacht