Coesfeld. Der Löschzug I der Feuerwehr Coesfeld feiert an diesem Wochenende sein 125-jähriges Bestehen. Mit Löschzugführer Winfried Schmeing sprach unser Redakteur Hans-Jürgen Barisch.
Frage: Was möchten Sie den Mitbürgern anlässlich des Jubiläums vermitteln? Was ist aus Ihrer Sicht noch nicht genügend öffentlich bekannt?
Schmeing: Die Freiwillige Feuerwehr Coesfeld besteht aus freiwilligen und hauptamtlichen Kräften (10). Zur Zeit hat die Stadt Coesfeld eine Befreiung von der Auflage für Städte ab 30 000 Einwohner – nämlich eine hauptamtliche Wache vorzuhalten. Diese Befreiung wurde aufgrund von Einsatzprotokollen, Überprüfung bei Alarmübungen und wegen des schnellen Eingreifens der freiwilligen und ehrenamtlich tätigen Kräfte erteilt. Diese Pflichtaufgabe der Stadt erledigen also wir – mit unseren Freiwilligen. Und zwar vorbildlich, wie ich finde.
Frage: Was werden Sie als Feuerwehrmann privat am häufigsten gefragt?
Schmeing: Wo hat es denn gebrannt? Man muss aber sagen, dass es sich bei den Einsätzen der Feuerwehr nicht immer um Brandeinsätze handelt. Ein Großteil sind mittlerweile technische Hilfeleistungen sowie das Abwenden von Umweltgefahren (z.B.: Ölunfälle).
Frage: Was meinen Sie motiviert die Kollegen, sich in ihrer Freizeit mit einem so hohen Stundenkontingent und dermaßen persönlichem Einsatz zu engagieren?
Schmeing: Ganz einfach: Die unterschiedlichsten Möglichkeiten, die Freizeit und das Wissen sinnvoll einzusetzen, anderen zu helfen und gleichzeitig ein Vereins- oder Wir-Gefühl mit Gleichgesinnten zu erleben. Die unterschiedlichsten Neigungen oder sogar Hobbys werden hier ernsthaft gefragt. Ob es etwa Schneiden und Brennen von Metall ist, organisatorische Aufgaben bis hin zur Einsatzlogistik.
Frage: Gibt es in Ihren Reihen Tipps und Tricks, was zu tun ist, wenn der Haussegen mal wieder schief hängt, weil so viel Zeit für die Feuerwehr aufgebracht wird?
Schmeing: Natürlich gibt es ab und an kritische Worte, aber aufgrund der langjährigen Tätigkeit der meisten Kollegen – der größte Teil war schon bei der Feuerwehr, als sie ihre Partnerinnen kennen gelernt haben, die Frauen das also gar nicht anders kennen- hält sich das in Grenzen. Wir führen ja auch viele Veranstaltungen mit unseren Frauen gemeinsam durch. Winterfest, Dia-Abend oder Ausflüge zum Beispiel. Das ist einerseits ein Dankeschön an die Frauen, andererseits natürlich aber auch eine Übersicht über unsere ausgeführten Tätigkeiten.
Frage: Sehen Sie dauerhaft Nachwuchssorgen für die Freiwillige Feuerwehr?
Schmeing: Eindeutig – ja. Steigende Anforderungen an die Wehrmänner verlangen mehr Zeiteinsatz für die Ausbildung und noch mehr Vorbereitungszeit für die Ausbilder selbst. Dieser Zeitaufwand steht aber im Gegensatz zu steigenden Anforderungen und Zeitaufwand für den Arbeitsplatz. Da im Beruf nun mal der Lebensunterhalt für die Familie verdient wird, kann sich also nicht jeder mehr so zeitaufwendig, freiwillig und unentgeltlich weiterbilden. Andererseits muss ich sagen, dass das Interesse an der Mitgliedschaft in unsrer Jugendfeuerwehr sehr groß ist. Wir müssen immer wieder Bewerber abweisen, weil wir nur so viele Kandidaten aufnehmen, wie später auch im Zug untergebracht werden können.