Coesfeld. Eine neue Spritze stellte Bürgermeister Meyer 60 Männern im Rathaussaale „zur Disposition“, so hieß es in der Allgemeinen Zeitung vor 125 Jahren. Es war die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr unter der „Oberaufsicht der Stadt“, als sich 40 Männer nach einer Ansprache des Apothekers Bräutigam, des ersten Branddirektors, in eine Beteiligungsliste eintrugen. Damals wie heute galt: Ihre Einsatzbereitschaft – unser Ruhekissen, so Dorothee Heitz, Pressesprecherin der Stadt. Die „Alte Stadtfeuerwehr“ genoss Anerkennung in der Bevölkerung und wuchs stetig. Trotz wechselvoller Geschichte mit den Einschnitten zweier Weltkriege war die Stadtfeuerwehr – jetzt der Löschzug I – immer ein fester Bestandteil der städtischen Gemeinschaft. So ist es denn auch für das Organisationsteam um Zugführer Winfried Schmeing selbstverständlich, das 125jährige Bestehen mit einem großen Festwochenende mit Gästen von nah und fern, vor allem aber den Coesfeldern zu feiern (s. Zum Thema).
Das Feuerlöschwesen indes ist noch wesentlich älter als 125 Jahre. So gab es schon 1483 in Coesfeld eine Brandordnung, die etwa regelte, dass sich im Brandfalle die Bewohner der anderen Kluchten (Stadtteile) mit Leitern, Eimern und Abwehrgeräten auf dem Markt einfinden sollten. Zum Schutze vor Feuersbrünsten mit verheerenden Folgen wurden immer wieder neue Brand – Verordnungen erlassen Danach war jeder Bürger verpflichtet, im Brandfall die angewiesenen Dienstleistungen „willig und pünktlich zu vollführen“. Teilweise waren drastische Strafen bei Nichtbefolgung vorgesehen. Gerätschaften wie Spritzen, Feuerhaken, Löscheimer oder Leitern wurden im Rathaus gelagert. 1877 zählte man 3.850 Menschen in Coesfeld. IN diesem Jahr kam der städtische Magistrat zu der Überzeugung, dass die bisherige Bürgerwehr zum Schutz von Leben und Eigentum der Einwohner nicht mehr ausreichte. Erster Branddirektor der in die ursprünglichen Mannschaften (Bürger-, Gesellen- und Freiweilligenfeuerwehr) unterteilten Wehr war der Apotheker Bräutigam, sein Stellvertreter Buchhändler Witneven.
Da war der Sprung vom Ledereimer zur Wasserspritze schon bewältigt. Hatte doch die Entwicklung der Dampfmaschinen um 1850 Mobilität beschert: Pumpen zur Wasserförderung wurden auf Pferdewagen montiert und in Schläuchen zur Wasserstelle transportiert, um mit Druck verspritzt zu werden – die Löschtechnik war geboren. Mit der Einführung des Benzinmotors entfielen auch die heute romantisch anmutenden Pferdewagen.
Dennoch erzählen Löschwagen und Geräte, Uniformen und Helme aus 12 Jahrzehnten wohl am anschaulichsten ihre eigene Geschichte. So sind schon im Vorfeld des großen Festwochenendes Modellbauten im Spielwarengeschäft Peckedrath und Feuerwehruniformen und –helme im Schaufenster des Modegeschäftes Hettlage und Fischer zu sehen. Darüber hinaus bereitet das Organisationsteam eine Chronik „125 Jahre Feuerwehr Coesfeld Zug 1“ vor. Infos beim „Tag der offenen Tür“ (23.6.) über Vorsorgemaßnahmen wie Rauchmelder gibt es natürlich auch.