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BILLERBECK: Dichter Rauch dringt aus dem Gebäude. Vier Personen sind im obersten Stockwerk auf den Balkon geflüchtet. Von dort gibt es kein Entkommen mehr. „Hilfe, es brennt! Hilfe!“, rufen sie immer wieder. Währenddessen trifft ein Feuerwehrwagen nach dem anderen auf dem Gelände der Benediktinerabtei Gerleve ein. Alles muss schnell gehen. Die rettende Drehleiter wird direkt in Stellung gebracht, ausgefahren und die vier Personen aus elf Metern Höhe evakuiert.
Zum Glück handelt es sich hier aber nicht um den Ernstfall, sondern um eine gemeinsame Übung der Freiwilligen Feuerwehr Billerbeck und der Feuerwehr Coesfeld (Löschzug 1)*. Das ist allerdings für die Einsatzkräfte Nebensache. Schließlich muss alles wie im Ernstfall laufen. Das Szenario: Im mehrstöckigen Haus Benedikt der Jugendbildungsstätte ist es bei Wartungsarbeiten im Technikraum, der sich im Keller befindet, zu einem Brand mit extremer Rauchentwicklung gekommen. Aufgrund geöffneter Türen zieht der Rauch bis ins oberste Geschoss. Menschenleben sind in Gefahr. 21 Personen – Darsteller sind zum Großteil die Jugendfeuerwehren – befinden sich auf den unterschiedlichen Etagen noch im Gebäude, warten an Fenstern und Balkonen auf Hilfe.
Etwa 70 Feuerwehrleute – ausgerückt mit elf Fahrzeugen – sind im Einsatz. Rund 40 Einsatzkräfte kommen aus Billerbeck, um die 30 aus Coesfeld. Neben dem Löschangriff seht vor allem die Rettung der Personen im Vordergrund, wie Florian Heuermann, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Billerbeck, berichtet. Mehrere Trupps mit schwerem Atemschutz wagen sich von beiden Seiten ins Gebäude. Kein leichtes Unterfangen. Durch den dichten Rauch ist kaum etwas zu sehen. Deswegen haben sie auch die Wärmebildkamera mit dabei. „Dadurch haben sie eine bessere Orientierung im verrauchten Gebäude und können Personen schneller finden“, erklärt Heuermann. Sie bergen zwei bewusstlose Personen – dieses Mal zwei Dummys – und müssen sie reanimieren und die Herz-Lungen-Wiederbelebung vollziehen. „Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes kümmern sich unsere Einsatzkräfte um die Patienten“, so Heuermann. Auf der Rückseite des Gebäudes werden Leitern errichtet, über die Personen aus dem Gebäude evakuiert werden können. Für einige erfolgt die Rettung durch das verrauchte Treppenhaus. Sie bekommen spezielle Atemschutzhauben aufgesetzt.
Nach etwa einer Stunde ist der Übungseinsatz beendet. Direkt vor Ort findet eine Abschlussbesprechung statt. Das Fazit fällt positiv aus. Alles habe gut funktioniert, die Einsatzkräfte hätten die Lage gut abgearbeitet, so Heuermann. „Wir haben bewusst ein Szenario mit maximaler Herausforderung gewählt“, sagt er. Dieses Szenario sei zwar nicht alltäglich, aber man wolle darauf vorbereitet sein. Neben der Vielzahl an zu rettenden Personen, haben auch die baulichen Gegebenheiten dieses alten Gebäudes für Herausforderungen gesorgt.
Zwei- bis dreimal im Jahr finden solche Großübungen der Freiwilligen Feuerwehr Billerbeck statt. Ein- bis zweimal auch gemeinsam mit anderen Nachbarwehren. Bei solchen gemeinsamen Übungen gehe es vor allem um die Kommunikation untereinander. „Jede Feuerwehr arbeitet da ein Stück weit anders und autark“, erklärt Heuermann, „Das hat aber gut geklappt.“ Für die aufgetretenen Funkprobleme gebe es auch Lösungen.
Vorbereitet wurde die Übung von Uwe Mertens (Feuerwehr Billerbeck), Mike Freienstein (Feuerwehr Coesfeld – Zug 1*) und Marco Fortkamp (Feuerwehr Coesfeld – Zug 1*).
* ergänzt durch Feuerwehr Coesfeld