COESFELD. Manche Bürger werden so langsam ungeduldig. „Es kann doch nicht sein, dass so einer so lange sein Unwesen treiben kann“, echauffiert sich ein Anlieger der Borkener Straße gegenüber der AZ. „Der Feuerteufel tanzt der Polizei auf der Nase herum.“ An der Borkener Straße war vor einer Woche mit dem Brand eines Carports der vorläufige Höhepunkt einer Serie erreicht, zu der die Polizei insgesamt dreizehn Fälle zählt. Zunächst schienen es 14 zu sein, aber der vom vergangenen Samstag am Kaufland konnte jetzt geklärt werden. Der Verursacher, ein geistig behinderter Mann, hatte sich selbst gemeldet. Für die anderen Brandstiftungen kommt er nicht in Frage. Rolf Werenbeck-Ueding, Sprecher der Polizei, kann den Unmut, der sich in der Bevölkerung breit macht, verstehen. Er unterstreicht, dass die Polizei alles in ihrer Macht stehende tut, um dem Täter habhaft zu werden: „Aber das ist schwierig.“
Bei den 13 Bränden, so schätzt die Polizei ganz grob, ist bislang schon ein Sachschaden von bis zu 40 000 Euro entstanden. Die Personalkosten, die durch die Feuerwehr- und Polizeieinsätze entstehen, kommen noch hinzu. Und oftmals müssen ehrenamtliche Feuerwehrmänner nachts zu den Brandorten ausrücken.
Werenbeck-Ueding berichtet über die Ermittlungsarbeit, dass man „mit erhöhtem Man-Power“ da herangehe. Insbesondere in der Nacht sei die Zahl der Einsatzkräfte deutlich verstärkt worden. Auf den Vorhalt von Bürgern, dass von der angeblich verstärkten Polizeipräsenz defacto nichts zu sehen sei, antwortet er mit dem Hinweis, dass das subjektive Eindrücke seien: „Wir können ja nicht überall sein.“ Aber: „Wir arbeiten sowohl offen als auch verdeckt.“ Und so seien manche Polizei-Mitarbeiter bewusst nicht als solche erkennbar.
„Wir rechnen die dreizehn Delikte dem gleichen Täter zu“, zieht er Schlussfolgerungen aus den bisherigen Ermittlungen. Und man gehe auch davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter, nicht um eine Gruppe, handelt. Warum? Die Erfahrung zeige, so Werenbeck-Ueding, dass sich Gruppen nicht so leise verhalten könnten, dass in so vielen Fällen niemandem etwas auffalle.
Bislang gibt es noch keine heiße Spur. „Wir warten dringend auf einen Hinweis aus der Bevölkerung“, so der Polizei-Sprecher – besonders von Personen, die beruflich bedingt nachts unterwegs sind. Aber auch tagsüber sollten Passanten die Augen und Ohren offen halten. Er bittet darum, insbesondere nachts schon bei dem leisesten Verdacht die 110 anzurufen. Es sei nicht schlimm, wenn sich eine Situation später als völlig ungefährlich und normal entpuppt. Wichtiger sei es, dass die Polizei überhaupt die Gelegenheit bekomme, Personenüberprüfungen durchzuführen.
Nach bisherigen Erkenntnissen führt der Unbekannte seine Taten relativ schnell aus. Brandbeschleuniger habe er bislang aber noch nicht eingesetzt, so Werenbeck-Ueding. Angezündet worden sei bislang immer etwas, das ohnehin leicht brennbar sei. Die Ziele, die er auswählte, lagen fast alle in der erweiterten Innenstadt. Möglicherweise wohne er in dem Bereich. Insgesamt sei sein Aktionsradius aber so groß, dass die Polizei sich nicht einfach auf die Lauer legen und abwarten könne.
Es könnte auch sein, dass er aus irgendeinem Grund nun aufgehört hat. Dienstag und gestern gab es keine Vorfälle mehr. „Das wäre auch gut“, so Werenbeck-Ueding. Lieber, räumt er ein, würde die Polizei ihn aber noch erwischen, um ihn zur Verantwortung ziehen zu können.
Möglich Täterprofile |
Über das Täterprofil kann man derzeit nur spekulieren. „Möglich ist da alles“, so Polizeisprecher Rolf Werenbeck- Ueding. Es gebe Täter, die aufgrund einer psychischen Störung so handelten. Es kämen aber auch Ärger, Frust oder Enttäuschung in Frage. Darüber hinaus habe es auch schon Fälle gegeben, in denen aus purer Langeweile „gezündelt“ wurde. -ds- |