Gute Leistungsfähigkeit, aber Bezirksregierung verlangt mehr hauptamtliche Kräfte
Von Falko Bastos
COESFELD. Ein eigentlich gutes Zeugnis mit dringendem Handlungsbedarf – einige offene Fragen und manche Bauchschmerzen hinterließ der Entwurf zur Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans bei den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses. Hintergrund: Benötigt wird der Brandschutzbedarfsplan unter anderem für die Verlängerung der Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung. Ohne diese wäre die Stadt zur Vorhaltung einer ständig mit hauptamtlichen Kräften in Staffelstärke besetzten Feuerwache verpflichtet. Die Ausnahmegenehmigung ist in diesem Jahr aber bereits ausgelaufen. Formsache ist die Verlängerung aber nicht. Und das obwohl Berater Christian Böddeker von der beauftragten Firma Lülf der Coesfelder Feuerwehr grundsätzlich eine gute Leistungsfähigkeit bescheinigte. So habe sich die Personalstärke der ehrenamtlichen Kräfte außerordentlich gut entwickelt – von 152 auf 183 seit 2019. Dazu kommen 18 hauptamtliche Kräfte. Weniger gut sieht es bei den Räumlichkeiten aus. Während die Kapazitäten an allen Standorten ausgeschöpft seien, herrsche in Lette kurzfristig dringender baulicher Handlungsbedarf, so Böddeker.
Während das wohl niemanden überraschte, sorgte eine andere Anforderung für Stirnrunzeln: Die Funktionsbesetzung müsse stufenweise von drei auf vier Hauptamtliche rund um die Uhr erhöht werden, was unter anderem an der eingeschränkten Verfügbarkeit der Ehrenamtlichen während der Arbeitszeit liege. Die geforderte Acht-Minuten-Hilfsfrist war 2023 bei rund 60 Prozent der Einsätze erreicht worden, das Ziel sind mindestens 80 Prozent. Sozialdezernent Christoph Thies bestätigte dies: Die Maßstäbe seien strenger als vor fünf Jahren. Seitens der Bezirksregierung habe er die klare Ansage bekommen, dass es anderenfalls keine weitere Ausnahmegenehmigung gebe.
Da habe er aus Feuerwehr-Kreisen andere Informationen erhalten, sagte Robert Böyer (Pro Coesfeld). Auch Gerrit Tranel konnte sich damit noch nicht anfreunden und kündigte eine Enthaltung seiner CDU-Fraktion an. Gar „despektierlich“ gegenüber dem Ehrenamt empfinde er den Bericht. Zudem regte er an, zu prüfen, ob eine Investition in technische Ausstattung statt neuem Personal eine Verbesserung der Frist-Einhaltung bringen könne.
„Gutes Zeugnis, Note 5“, fasste Sami Bouhari (SPD) die von einigen empfundene Widersprüchlichkeit des Berichts zusammen. „Eine Stärkung des Hauptamts geht immer auch zulasten des Ehrenamts“, so seine Sorge. Auch Sarah Albertz (Grüne) fürchtet eine „Ausbootung des Ehrenamts“ und fragte: „Wie lange ist das denen gut genug?“ Heinz Volmer (Pro Coesfeld) regte an, einen Vertreter der Bezirksregierung vorsprechen zu lassen. Am Ende waren einfach zu viele Fragen offen. Einstimmig folgte der Ausschuss einem Antrag von Gerrit Tranel, die Entscheidung zu vertragen, bis es eindeutige Antworten gebe.