144 Männer leben immer auf Abruf
-ude- COESFELD. Ehefrauen, Kinder und Kollegen kennen das längst: Wenn der Piepser ruft, ist der Mann, Vater oder Kollege nicht mehr zu halten. 144 Männer leben so in Coesfeld immer auf Abruf. Einen Großteil ihrer Freizeit im Schnitt 160 Stunden, stellen die ehrenamtlichen Feuerwehrmänner in den Dienst für ihre Mitmenschen. In der Millenniumsnacht erwarteten die Einsatzkräfte den großen Crash und standen in der Wache parat – Gott sei Dank umsonst. Im Jahr 2000 fuhren die drei Löschzüge in Coesfeld und Lette dennoch 229 Mal aus der Wache und löschten 89 Mal Brände auf Bauernhöfen, Industrie- und Gewerbegeländen, in Wohnungen oder Wertstoffcontainern. 10 Prozent mehr als im Vorjahr, jeder vierte Einsatz war ein blinder Alarm oder Fehlalarm über Brandmeldeanlagen, böswillig oder fahrlässig ausgelöst oder bedingt durch technische Defekte. „Wir müssen immer das Schlimmste erwarten und uns auf den Ernstfall einstellen“, sagt Wehrführer Edmund Böhm stellvertretend für alle Feuerwehrkameraden. Mit 35 Einsätzen an Wertstoff-Containerstandorten steht die Brandstiftung an den Müllentsorgungsplätzen in der Statistik ganz oben. Gestiegen sind auch die Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen, 14 eingeschlossene Insassen konnten die Feuerwehrmänner aus Pkws retten. „Speziell Verkehrsunfälle mit schwer Verletzten oder eingeklemmten Personen bedeuten eine enorme psychische Belastung für die Kameraden, die man nicht einfach wegsteckt“, weiß Wehrführer Edmund Böhm.
Insgesamt konnten die Kameraden der Feuerwehr 28 Menschen retten, drei konnten nur noch tot geborgen werden. Gegenüber 1999 waren die Feuerwehrmänner häufiger bei Bränden gefordert als bei technischen Hilfeleistungen wie Wasserschäden, Ölunfällen oder Verkehrsunfällen. Wehrführer Edmund Böhm und sein Stellvertreter Manfred Wiesmann setzen schon deswegen noch gezielter auf Brandschutzerziehung und -aufklärung in Schulen, Jugendgruppen und Vereinen, aber auch bei Erwachsenen. „Unentbehrlich ist ein gut gewarteter Rauchmelder“, ergänzt Edmund Böhm. Der kleine Wachmann unter der Decke sollte in keinem Haus fehlen, ist sein dringender Rat, an Privathaushalte. Wie in fast allen Lebensbereichen wird auch im Feuerwehrdienst technisches know-how immer unerlässlicher.
Die ehrenamtlich tätigen Männer bilden sich regelmäßig weiter, sind verbriefte Funker, Strahlenschutzexperten und sind ausgebildet, um bei Einsetzen das jeweilige technische Gerät zu beherrschen wie auch das einsatztaktisch richtige Handeln bei Brandgefahr und Strahlenschutzeinsätzen und in der technischen Hilfe richtig durchzuführen. Allein der Fuhrpark der Wehr mit 17 Fahrzeugen für die unterschiedlichsten Gefahrenlagen verdeutlicht, dass die Männer „technisch auf Zack“ sein müssen.
Dabei soll auch die Coesfelder Wehr effizient und modern gehalten werden. Noch in diesem Jahr beschafft die Stadt ein neues Löschgruppenfahrzeug als Ersatz für ein technisch überholtes Fahrzeug.