COESFELD. Wegen einer verlorenen Wette, der Überzeugungskraft des Kollegen, der Liebe wegen oder weil es Familientradition ist – die Wege zur Feuerwehr sind so vielfältig wie die Menschen, die dort tätig sind. Der 79-jährige Walter Fleige wurde durch die Familie seiner Verlobten und späteren Gattin vom „Virus Feuerwehr“ angesteckt, Schwiegervater und Schwager waren dort aktiv. Der Funke ist auch auf seinen Sohn Wolfgang übergesprungen, der heute hauptamtlich und freiwillig ganz auf Feuerwehr eingestellt ist. Allein 11 Aktive im Löschzug 1 haben Kinder, die ihrerseits in der Jugendfeuerwehr oder in einem regulären Löschzug aktiv sind. Wenn der Vater mit dem Sohne….
Das gilt auch für Manfred Wiesmann, der 14 Jahre den Löschzug 1 leitete und seit 6 Jahren das Amt des Stellvertretenden Wehrführers innehat. Sohn Frank begeistert an der Wehr die riesige Bandbreite von Aktivitäten und Aufgaben und dass sich jeder auf seine Weise einbringen kann. Der 18-Jährige startete wie sein Bruder André in der Jugendfeuerwehr. „Damals durfte ich zum ersten Mal ein C-Strahlrohr auf echtes Feuer halten“, blickt Frank auf ein einschneidendes Erlebnis zurück. Vor allem habe ihn die Neugier auf etwas Neues, Spannendes und seine Liebe zu den großen roten Einsatzwagen in die Jugendfeuerwehr gezogen. Ob man auch etwas lernt? Klar, man wird verantwortungsbewusster, selbständiger und bekommt Teamgeist mit auf den Weg. Das meint auch Vater Manfred, den die Kameradschaft und das Gefühl, anderen helfen zu können, immer wieder überzeugt.
Gleiches trifft auf Franz Mersmann zu, der sich gefragt nach seiner schönsten Erinnerung spontan an seine Feuerwehrtaufe im Schlauchkeller erinnert. Seine Söhne Björn (19) und Tobias (14) haben die Feuerwehrtätigkeit früh kennengelernt und spannend gefunden. „Ich finde es gut, mich für den Mitbürger einzusetzen“, meint Azubi Björn, der wie sein Bruder den Teamgeist lobt und meint vieles mitgenommen zu haben, etwa wie man mit Menschen umgeht.
„Von klein auf hat mich die Feuerwehr fasziniert“, erinnert sich Dirk Leifeld (21) an die ersten Kontakte über seinen Vater. „Das technische Gerät, der Zusammenhalt und das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun“ – drei Gründe, die den Energieelektroniker von der freiwilligen Tätigkeit überzeugt haben. Vater Franz-Josef führt zusätzlich die vielfältigen Kontakte zu anderen Wehren im In- und Ausland an: De Bilt, Neuruppin oder gar nach Afrika, Senegal oder Frankreich unterhält die Freiwillige Feuerwehr rege Kontakte. Ob sich die gemeinsame Tätigkeit auf ihre Vater-Sohn-Beziehung ausgewirkt hat? „Wir unternehmen noch mehr miteinander, teilen Erlebnisse, das schweißt zusammen“.
Ein Flugzeugabsturz in der Heide war der herausforderndste Einsatz für Thomas Michels. Schon als Kind hat ihn die Tätigkeit begeistert, vor allem wie fair alle miteinander umgehen und auch die Geselligkeit. Tochter Anne Christin (12) und Sohn Felix stammen aus einer echten Feuerwehrfamilie und sind selbst gerne dabei. Man lernt organisieren und sich in die Gruppe einfügen, meint der 16-jährige.
Besonders gerne blickt Zugführer Winfried Schmeing auf die Silvesternacht zum Jahrtausendwechsel zurück: Mit allen Feuerwehrfamilien feierten die Kameraden alkoholfrei an der Wache am Dreischkamp, allzeit bereit. Schon Vater Ludger war in der Wehr aktiv und ist überzeugt, dass jeder etwas für die Gemeinschaft tun sollte. Das Mitglied der Ehrenabteilung erinnert sich gerne an einen erfolgreichen Einsatz im April 1984, als es gelang, eine Mutter und ihre beiden Kinder aus einem brennenden Haus zu retten. Die über 60-jährige Familientradition im Hause Schmeing führt Sohn und Enkel Peter (12) jetzt in der Jugendfeuerwehr fort.
Stolz war Helmut Hellenkamp, als sich sein 16-jähriger Sohn Simon der Jugendfeuerwehr beitrat. Den begeistern in erster Linie die Zeltlager der Jugendfeuerwehr. Und etwas ernster: „Die Schrecken und Tragweite von Unfällen und Katastrophen kann ich jetzt viel besser einschätzen und nachvollziehen“.
Vom Jubiläumswochenende am 22. und 23. Juni erwartet er Spaß, Lachen, neue Erfahrungen, ganz viele interessierte Besucher und wohl eines: Nachholbedarf an Schlaf.
Zum Thema: Löschzug I
Die alte Stadtfeuerwehr, der heutige Löschzug I, umfasst heute 63 Mitglieder, davon 3 Frauen. Allein 12 Feuerwehrkameraden sind Kinder von Feuerwehrmännern, wiederum 11 Aktive haben Kinder, die ihrerseits in der Jugendfeuerwehr oder in einem der Züge aktiv sind.
Mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren präsentiert sich der Löschzug im Jahr des 125-jährigen Bestehens der alten „Stadtfeuerwehr“ jung und frisch. Genauso werden sich auch die Jubiläumsfeierlichkeiten am Wochenende 22. und 23. Juni gestalten, vor allem zum Tag der offenen Tür (So., 23.6., ab 11 Uhr) wartet das Organisationsteam um Zugführer Winfried Schmeing mit vielen Attraktionen auf.
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