Kyra Kortböyer engagiert sich seit fünf Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr
-wi- Coesfeld. Ein Haufen verkohlter Holzpfähle und Asche sind alles, was das Feuer von der Gartenhütte übrig ließ. Zwischen den vom Löschwasser tropfenden Überresten steigen wie zum Trotz noch seichte Rauchfahnen empor. Im Vordergrund sind Feuerwehrleute im abendlichen Halbdunkel zwischen Scheinwerfern und Blaulichtblitzen bereits damit beschäftigt, routiniert die nassen Schläuche aufzurollen und die benutzen Atemschutzgeräte auf die Fahrzeuge zu verladen. Eine der Wehrleute ist Kyra Kortböyer, 19 Jahre jung und eigentlich Altenpflegeschülerin im 2. Lehrjahr. Unter ihrem Helm und der dicken Nomex-Schutzkleidung wirkt sie viel bulliger, als sie eigentlich ist. „Wenn der Alarm-Melder geht, schaltet bei mir irgendetwas auf Automatik“, erklärt Kyra. „Die Schlüssel greifen, Treppe runter, ab ins Auto und los zur Wache, das geht alles von alleine“.
Mit 14 Jahren entdeckt sie ihr Interesse für die Freiwillige Feuerwehr. „Die Technik hat mich begeistert“, verrät sie. In der Jugendfeuerwehr ist Kyra damals eines der ersten Mädchen. Sie findet schnell Anschluss und gewinnt gute Freunde. „Ich wurde super integriert, habe kaum Vorurteilen gegenüber gestanden“, sagt sie.
Während ihrer Zeit in der Jugendfeuerwehr hat Kyra gemerkt, dass die Feuerwehr mehr ist, als ein Hobby. „Eigentlich muss man dafür geboren sein“, grinst sie. „Es ist sehr wichtig, Teamfähig zu sein, mit Menschen umgehen zu können und natürlich mit der Technik“. Um all das zu lernen, muss man viel Zeit mitbringen. Unzählige Wochenenden und Abende sind für Aus- und Fortbildungen eingeplant. „Wenn meine Arbeit es zulässt, nehme ich jeden Lehrgang mit. Die Fähigkeiten und das Selbstvertrauen steigen dabei“, gibt Kyra zu verstehen. „So habe ich das Gefühl, dass ich durch mein Wissen anderen helfen kann“.
Durch die fundierte Ausbildung war Kyra auch auf ihren ersten echten Einsatz vorbereitet, Ein Brand im Industriegebiet. „Das war schon sehr aufregend, aber ich wusste ja, was ich zu tun hatte“. Zum Glück habe sie bisher noch nichts so drastisches erlebt, dass ihr ein Einsatz Albträume bereite. „Man lernt mit der Zeit, die Erlebnisse einzuordnen und zu verarbeiten“, erzählt Kyra ruhig. Das nimmt sie auch in ihren Alltag mit. Sie reagiert gelassener und ruhiger in schwierigen Situationen, seit sie bei der Feuerwehr ist. Dass es immer noch viele Menschen gibt, die Vorurteile gegenüber Frauen in der Wehr haben, findet sie eher witzig. „Interessant ist, dass die meisten Vorurteile von Frauen selber kommen.“, lacht sie. „Die fragen dann oft, ob man mich tatsächlich die gleichen Arbeiten machen lässt, wie die Männer“. Tatsächlich findet Kyra gut, dass es keine „Extrawürste“ gibt für die Frauen. So kann sie zeigen, dass sie mindestens genauso viel leisten kann, wie jeder Andere.
Mittlerweile bildet Kyra selber aus. Als Mitarbeiterin bei der Jugendfeuerwehr und im Atemschutzlehrgang übernimmt sie viel Verantwortung, derer sie sich bewusst ist. „Ich habe hier selber eine hervorragende Ausbildung genossen und gebe das gerne weiter. Damit auch die jüngeren Kameraden genauso automatisch und präzise reagieren können, wie ich, wenn der Melder geht“.