-pip- Coesfeld. Alfons Nergenau und Hans-Jürgen Meyer beugen sich über den Grundrissplan der Coesfelder Innenstadt. Die Bebauung im Bereich der Kuchenstraße wollen sie in ein detailliertes Modell übertragen. Die zwei Bastler frönen damit nicht allein ihrem Hobby, dem Modellbau, sondern schaffen für die Coesfelder Feuerwehr ein realistisches Planmodell. Die Führungsriege der Brandbekämpfer soll an diesem Modell taktische Grundlagen und Raffinessen für den Ernstfall einüben und optimieren.
Was der exakte Vorteil ist, die Führungskräfte der Feuerwehr am Modell taktisch zu schulen, erklären die Löschzugführer. „Vor allem die Einsatzwege können wir gut am Modell einstudieren“, so Winfried Schmeing. Sein Kollege Bernd Nienhaus erläutert anhand praktischer Beispiele: „Gerade für die Fahrzeugführer ist es wichtig, zu wissen, wo die Löschzüge parken können. Oder ob genug Platz ist, den Weg für den Rettungswagen freizuhalten.“ Das könne man an einem maßstabsgetreuen Modell viel besser erkennen und üben als auf einem Plan, meint Nienhaus.
Die Löschzugführer lernen dadurch, wie sie ihre Mannschaft und das Gerät optimal zu koordinieren und zu befehlen haben. Der stellvertretende Wehrführer Manfred Wiesmann führt noch einen anderen, ganz einfachen Vorteil des Modells an. „Wir können nicht immer vor Ort üben. Aber an dem Modell schon.“ Vom Nutzen des Planspiels an Coesfeld in Miniatur ist er überzeugt: „Das ist sehr effektiv, weil wir alle Szenarien nachempfinden können. So zu üben motiviert die Lernenden und die Lehrenden außerdem noch mehr“, findet Wiesmann. Die Taktik an einem bunten Modell einzuüben ist für ihn „kein Spiel“. Schließlich gelte dasselbe ja auch für die Einsätze der Feuerwehr. Über soviel Zustimmung für detaillierte Ausschnitte der Kreisstadt als Modell sind die Hobbybastler Hans-Jürgen Meyer und Alfons Nergenau begeistert. Zusammen mit weiteren aktiven Mitgliedern der Wehr, mit denen sie die Bastelleidenschaft teilen, stürzen sie sich in die Arbeit. Die Planungen und Vorbereitungen sind abgeschlossen, jetzt greifen sie zu Säge, Kleber und Pinsel. „Da wir im gängigen Modelleisenbahnmaßstab bauen, bekommen wir die Teile auch ganz einfach“, so Hans-Jürgen Meyer. Die Häuser der Coesfelder Kuchenstraße stehen natürlich in keinem Katalog. „Häuser vom Fließband sind unrealistisch für unser Modell. Da ist jedes Haus und jede Garage eine Eigenanfertigung“, so Meyer. Doch warum ausgerechnet die Kuchenstraße? „Dieser Bereich ist besonders interessant, weil die Straße und die Zufahrten so eng für die Fahrzeuge sind“, erklärt Nergenau. Schwierige Bedingungen für einen Einsatz, aber genau richtig zum Üben am Modell. Der Traum vom Hobbytüftler: Das Modell eines Tages zu elektrifizieren. Schon jetzt hat das Feuerwehrauto im Modell blinkendes Blaulicht. „Die Kleinigkeiten machen einfach die Realität aus“, findet Meyer. Bis Anfang nächsten Jahres wollen sie den Ortskern in die Miniatur übertragen, in zwei Jahren das ganze Modell vollendet haben. Nergenau: „Aber mit Hau Ruck bringt das nicht viel. Dann vergessen wir vielleicht wichtige Details“, lacht er und rollt die Pläne auf.
ZUM THEMAPlanmodell der Feuerwehr
Planmodelle haben sich zu taktischen Schulungszwecken der Feuerwehrleute etabliert. Das Modell der Coesfelder Wehr soll unterschiedliche Lokalitäten darstellen. Auf den vier Platten sollen unter anderem der Ortskern, ein Gewerbegebiet und ein Landwirtschaftbetrieb im Maßstab 1:87 entstehen. Jedes Modell misst dabei 80 mal 60 Zentimeter. Bis Anfang 2004 wollen die Bastler den Ortskern um die Kuchen-, Schüppen- und Süringstraße fertig gestellt haben. Für die Vollendung des gesamten Modells sind zwei Jahre veranschlagt. Die Kosten trägt der Stadtfeuerwehrverband. |