Erfolgreicher Atemschutzgeräteträger-Lehrgang der Feuerwehr
COESFELD/WEEZE (eig. Ber.). Dichter, schwarzer Rauch wabert aus Fensterritzen und Türen des gedrungenen Einfamilienhauses am Ende der Straße. „Meine Nachbarn sind noch da drin!“, ruft ein sichtlich aufgebrachter Mann in Richtung der Feuerwehrleute, die gerade vom Löschfahrzeug steigen und sich für den bevorstehenden Einsatz mit Atemschutzgeräten und Schläuchen bereit machen. Zum Glück nur eine Übung, die der diesjährige Atemschutzgeräteträger-Lehrgang der Feuerwehr Coesfeld auf dem Gelände der Training Base Weeze unter realistischen Bedingungen mit echtem Feuer und Brandrauch absolviert. Neun junge Kameraden wurden in den vergangenen Wochen im Lehrgang fit gemacht für den Einsatz im „Innenangriff“. „Von den circa 330 Brandtoten, die es in Deutschland jährlich gibt, stirbt die überwiegende Mehrheit nicht an den Folgen der Brandeinwirkung, sondern durch das Einatmen des hochgiftigen Brandrauches“, weiß der stellvertretende Wehrführer Steffen Meyermann zu berichten. Zwar brenne es heutzutage auch in Coesfeld aufgrund guter Brandpräventionsmaßnahmen wie der flächendeckenden Ausstattung mit Rauch- und Brandmeldern wesentlich seltener als in der Vergangenheit, aufgrund der oft synthetischen Möbel und der sehr guten Wärmedämmung und Abdichtung moderner Wohnhäuser dafür aber intensiver und heißer bei gleichzeitig höherer Brandrauchentwicklung. Lehrgangsleiter Michael Schulten erklärt: „Das bedeutet für die Einsatzkräfte eine enorme Herausforderung. Oft bleiben nur wenige Minuten, um Menschen lebend aus brennenden Gebäuden zu retten“. Zudem sei die Arbeit mit der schweren Atemschutzausrüstung, ein voll ausgerüsteter Feuerwehrmann trägt bis zu 30 Kilogramm Ausrüstung mit sich, in der tödlichen Umgebung aus Hitze und Brandrauch bei Nullsicht körperlich und mental extrem fordernd. Grundvoraussetzung für den Einsatz unter Atemschutz ist neben guten Kenntnissen der Ausrüstung wie dem Atemschutzgerät, der Wärmebildkamera oder dem korrekten Umgang mit dem Strahlrohr deshalb auch mentale Fitness und körperliche Leistungsfähigkeit. „Den Betroffenen ist es gleich, ob die Einsatzkräfte Berufsfeuerwehrleute sind oder, wie bei uns in Coesfeld, freiwillige Retter. Deshalb sind die Anforderungen auch dieselben“, ergänzt Schulten. Erst nach einer intensiven, mehrwöchigen Ausbildung an den Geräten, körperlichen Belastungstests und vielen „trockenen“ Einsatzübungen mit Discorauch geht es dann, nach einer schriftlichen und praktischen Prüfung, für die jungen Kameraden nach Weeze, zur sogenannten „Heißausbildung“. Hier werden neben einer „Hitzegewöhnung“ auch der richtige Strahlrohreinsatz im Innenangriff sowie viele mögliche Einsatzszenarien trainiert. „Die Erfahrung, die man in einer realistischen Umgebung mit echtem Feuer, Hitze und Brandrauch gewinnt, kann man nicht simulieren“, erklärt Lehrgangsleiter Schulten. „Erst, wer wirklich im Feuer war, kennt die Leistungsfähigkeit seiner Ausrüstung, aber auch deren Grenzen und kann im echten Einsatz dementsprechend reagieren“, unterstreicht er die Wichtigkeit der Ausbildung auf der Training Base. Bei diesen Anforderungen kann es nicht verwundern, dass von den ursprünglich 12 Teilnehmern des Lehrgangs am Ende nur neun Wehrleute den Anforderungen gerecht wurden. Zum Abschluss der Übung in dem kleinen Einfamilienhaus können aber beide Bewohner, dargestellt durch lebensgroße Puppen, gerettet werden. Auch das Feuer wird durch die jungen Kameraden schnell niedergeschlagen. „Wir sind stolz auf unsere ehrenamtlichen Atemschutzgeräteträger und ihr professionelles Leistungsniveau“, lobt der stellvertretende Wehrführer Steffen Meyermann abschließend die Schlagkraft der freiwilligen Wehrleute und den Einsatz der ebenfalls ehrenamtlichen Ausbilderinnen und Ausbilder in Coesfeld.