Brandschutz-Bedarfsplan zum dritten Mal auf der Tagesordnung im Haupt- und Finanzausschuss.
Von Detlef Scherle
COESFELD. Nach zwei Anläufen für die Verabschiedung des neuen Brandschutz-Bedarfsplans „brennt“ es immer noch bei der Feuerwehr der Stadt Coesfeld. Der dritte Löschangriff soll heute um 18 Uhr den Durchbruch bringen. Dann kommt das Thema im Haupt- und Finanzausschuss erneut auf den Tisch. Das Papier enthält insoweit „Zündstoff“, dass die Feuerwehr für die Stadt Coesfeld erheblich teurer wird. Der Grund: Zu den 18 bisherigen hauptamtlichen Kräften sollen fünf weitere kommen, weil nach Einschätzung von Fachleuten nur so die geforderten Hilfsfristen eingehalten werden können. Die Mehrkosten dafür konnte die Verwaltung noch nicht beziffern.
Es soll auf eine so genannte „vierte Funktion“ aufgestockt werden. Bedeutet: Künftig sollen rund um die Uhr vier hauptamtliche Feuerwehrleute zur Verfügung stehen, um im Brandfall einen „Erstangriff“ durchführen zu können, bevor weitere (freiwillige) Kräfte nachrücken. Wohl keine Alternative ist ein ins Gespräch gebrachter „Einsatzführerdienst“. Dann gäbe es nur drei Hauptamtliche, die aber dem Abbrennen, solange der Einsatzführer nicht da ist, tatenlos zusehen müssten.
Die Politiker hatten in den vorausgegangenen Sitzungen Bedenken geäußert, wonach durch die Aufstockung mit Hauptamtlichen „das Ehrenamt geschwächt“ wird. Die Maßnahme senke die Motivation der Freiwilligen, weil ihnen „Einsätze weggenommen“ würden. Das sei ihnen so aus der Feuerwehr zugetragen worden, hieß es.
Dass dies nicht die Position der großen Mehrheit in der Freiwilligen Feuerwehr Coesfeld ist, stellten jetzt die Führungskräfte und Gruppenführer in einem gemeinsamen Brief an den Stadtrat klar. 48 Kameraden haben ihn unterschrieben. Aus ihrer Sicht ist die Aufstockung der hauptamtlichen Kräfte „zwingend“: „Diese Maßnahme ist notwendig, damit das erste Hilfeleistungslöschfahrzeug gemäß den geltenden Rechtsvorschriften sowie einsatzpraktisch an der Einsatzstelle sofort handlungsfähig ist“, heißt es in dem Brief. Im Einsatzführungsdienst oder auch der Neuanschaffung von technischem Gerät sehen sie keine Alternativen.
Und zur Motivation: „Was uns motiviert ist eine schlagkräftige, effiziente Wehr, die schnell und bedarfsgerecht helfen kann, wo Hilfe vonnöten ist.“
Die Bezirksregierung hat der Stadt eine (verlängerte) Frist bis zum 12. 12. (Ratssitzung) gesetzt. Sollte die Politik das „Feuer“ bis dahin nicht austreten, dürfte Coesfeld keine Ausnahmegenehmigung mehr erhalten.
Das Martinshorn tönt schon laut
Es ehrt die Coesfelder Lokalpolitiker, dass sie Kosten sparen und das Ehrenamt nicht schwächen wollen. Sie sollten jedoch die Augen nicht davor verschließen, was Fachleute und vor allem die allermeisten Praktiker selbst betonen: Zur Personalaufstockung gibt es keine Alternative. Es geht letztlich darum, dass die Feuerwehr schnellstmöglich vor Ort ist, um Leben zu retten. Dass die Aufsichtsbehörde „die vierte Funktion“ neuerdings einfordert, um die Ausnahmegenehmigung zu erteilen, ist verständlich. Wenn es um Leben oder Tod geht, darf es keine faulen Kompromisse geben. Deshalb sollte der Rat das Thema nun schnell abräumen und auch andere „Feuer“ zügig löschen: Der Neubau der Wache in Lette verdient höchste Priorität, aber auch für die Erweiterung am Rottkamp und den Bau des Standorts West tönt das Martinshorn schon laut. Solcher Rückhalt ist übrigens der beste Motivator fürs Ehrenamt.
Detlef Scherle
„Feuerwehr ist nicht nur ein Hobby. Es ist eine Berufung. Und dieser wollen wir, mit Ihrer Hilfe, heute und in Zukunft so gut folgen, wie es uns möglich ist. Für Euch. Für alle.“
48 Führungskräfte und Gruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr Coesfeld in einem Brief an die Mitglieder des Stadtrates