Feuerwehr Coesfeld

„Gemeinsam sind wir ein Team“

COESFELD.  Mit Beginn des neuen Jahres ist Christoph Bäumer nicht mehr nur Leiter der hauptamtlichen Wache mit ihren 18 Angestellten, sondern auch Leiter der Feuerwehr. Diese ehrenamtliche Aufgabe, die alle sechs Jahre vom Rat der Stadt neu vergeben wird, bringt auch die Verantwortung für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, rund 160 mit der Jugendfeuerwehr, mit sich. Damit löst er Richard Schulze Holthausen ab, der dieses Amt zwölf Jahre bekleidete. Über die Wichtigkeit der Verbindung von Haupt- und Ehrenamt, seinen bisherigen Werdegang und künftige Herausforderungen für die Feuerwehr hat Redakteurin Jessica Demmer mit dem 56-Jährigen gesprochen.

Schon seit mehr als 40 Jahren sind Sie bei der Feuerwehr. Was begeistert Sie?

Bäumer: Auf eine Anregung unseres Messdienerleiters habe ich Anfang der 80er einen Blick in die Jugendfeuerwehr geworfen und bin dabeigeblieben. Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen und bin heute noch mit Freude dabei. Das ist ein großes Geschenk. Kein Tag ist wie der andere, die Aufgaben sind vielseitig, ebenso wie das notwendige Know-how in Bezug auf Technik oder Weiterbildungsmöglichkeiten. Man arbeitet stark als Team zusammen und kann anderen Menschen helfen.

Ein Beruf, der viel Zeit in Anspruch nimmt, gerade mit der neuen ehrenamtlichen Aufgabe, und mit Blick auf menschliche Schicksale nicht immer einfach ist.

Bäumer: Das stimmt. Da braucht es viel Verständnis im Umfeld, sowohl privat als auch bei den freiwilligen Feuerwehrleuten bei ihrem Arbeitgeber. Aber das klappt hier wunderbar. Bei der Bewältigung schwieriger Einsätze ist das Reden wichtig. Ob im Team, Zuhause oder mit Experten. Ich erinnere mich an einen schweren Unfall vor 30 Jahren. Drei Personen wurden eingeklemmt, ich war zur Betreuung einer Frau im Unfallfahrzeug, habe auch ihre Hand gehalten. Als sie dann befreit wurde, ist sie kurze Zeit später wegen des Blutverlustes gestorben. Das beschäftigt einen.

Begeistern sich denn trotz dieser Herausforderungen noch (junge) Menschen für die Arbeit?

Bäumer: Bei unserer Jugendfeuerwehr gibt es mittlerweile eine Warteliste. Hier bekommen wir schon gutes Personal für die aktive Wehr. Aber allein darauf können wir nicht bauen. In den nächsten Jahren scheiden die geburtenstarken Jahrgänge aus und wir werden neue Kameradinnen und Kameraden gewinnen müssen.

Was machen Sie dafür?

Bäumer: Wir gehen verstärkt an die Öffentlichkeit, haben schon einen neuen Imagefilm gedreht, führen verschiedene Aktionen aus oder kümmern uns verstärkt um Social Media.

Die Facebookseite hat 2000 Fans, auf Instagram folgen Ihnen knapp 400 Personen. Das ist ja schon mal was.

Bäumer: Soziale Medien sind für uns Fluch und Segen zugleich. Wir haben intern eine Gruppe gegründet, die sich darum kümmert, zum Beispiel von unseren Einsätzen im Nachgang berichtet. Es ist eine Möglichkeit, schnell viele Menschen zu erreichen. Aber die immer schneller werdende Verbreitung von Informationen stellt auch uns Einsatzkräfte vor neue Herausforderungen, Stichwort Gaffer.

Im WDR gibt es das Format „Feuer und Flamme“. Hier werden reale Einsätze der Feuerwehr in Bochum und Gelsenkirchen gezeigt und im Nachgang von den Kameraden kommentiert. Was halten Sie von dieser Öffentlichkeitsarbeit?

Bäumer: Ich bin begeisterter Fan. Es stellt die Situationen real dar, die auch unsere Feuerwehr, egal ob hauptberuflich und/oder freiwillig, ereilen könnten.

Neben den sozialen Medien, wo sehen Sie weitere künftige Herausforderungen?

Bäumer: Die Wetterlagen sind zum Beispiel zuletzt immer unberechenbarer geworden. Da müssen wir uns in Hinblick auf Ausrüstung, taktisches Vorgehen und Ausbildung entsprechend weiterbilden, um adäquat reagieren zu können. Auch die Energiewende und mögliche Blackouts beschäftigen uns. Wir müssen dafür sorgen, dass wir, die Verwaltung und andere wichtige Institutionen Notstrom zur Verfügung haben, um weiterhin für die Bürger da sein zu können.

Gibt es weitere Projekte, die Sie als neuer Leiter der Feuerwehr angehen wollen?

Bäumer: Durch drei Jahre Corona hatten auch wir intern wenig persönliche Kontakte, kaum gemeinsame Dienstabende und Übungen. Dabei sind der Zusammenhalt der Gruppe und die Einbindung neuer Kameradinnen und Kameraden wichtig. Das alles wieder aufleben zu lassen, wird eine zentrale Aufgabe sein. Wir sind eine freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften, gemeinsam sind wir ein Team. Die Teamarbeit ist die Basis gelingender Einsätze und damit der gelingenden Hilfe für den Bürger. Gerne würde ich auch neue Arbeitsgruppen reaktivieren und erweitern, zum Beispiel zu Atemschutz oder Taktik. Ebenso gilt es, begonnene Projekte wie Fahrzeugbeschaffung und Neubauten der Gerätehäuser weiterzuführen.

Sehen Sie die Feuerwehr gut aufgestellt für die Zukunft?

Bäumer: Aus aktueller Sicht ja, aber wie bereits beschrieben, verändern sich Technik und Anforderungen stetig und wir müssen mit Neuerungen, Ausbildung, Personalakquise und Anschaffungen reagieren, um auch weiter gut aufgestellt zu bleiben.

Werdegang
Eingetreten ist Christoph Bäumer 1981 in die Jugendfeuerwehr, 1983 wechselte er in die aktive Feuerwehr. Dort hatte er verschiedene Aufgaben und Funktionen, unter anderem war er viele Jahre Betreuer in der Jugendfeuerwehr, organisierte Dienstabende und Zeltlager. Seine Ausbildung absolvierte er bei der BASF Werkfeuerwehr in Münster zusammen mit der Feuerwehr Münster. 1992 kam er zur hauptamtlichen Wache nach Coesfeld, war unter anderem stellvertretender Zugführer Zug 1 der freiwilligen Feuerwehr, hat das Sachgebiet Atemschutz geleitet und ausgebildet. Seit 2019 leitet er die hauptamtliche Wache.

 

 

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