COESFELD. -Wie-Dichter Brandrauch dringt am vergangenen Samstag aus den Fenstern der alten Sirksfelder Schule, als auf dem Hof mit zuckendem Blaulicht und schallendem Martinshorn die Löschfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr eintreffen. Über Funkgeräte ertönen rauschend Befehle, Schlauchkupplungen schlagen lautstark auf die Pflastersteine und wenige Augenblicke später verschwinden vermummte Gestalten mit Atemschutzmasken und Pressluftflaschen auf dem Rücken unter lauten Atemgeräuschen im Rauch, um zu retten, was zu retten ist.
Diesmal nur eine Übung, wenn auch nicht irgendeine, wissen die Ausbilder des diesjährigen Atemschutzlehrganges der Freiwilligen Feuerwehr Coesfeld. „Der Atemschutzlehrgang ist der wichtigste Ausbildungsbestandteil eines jeden Feuerwehrangehörigen. Wenn Feuerwehrleute unter schweren Atemschutzgeräten vorgehen müssen, dann um Menschen, Tiere oder Sachwerte vor erheblichen Gefahren zu retten, dabei geht es oft um jede Minute“, erläutert Brandoberinspektor Christoph Bäumer. Brandinspektor Christian Dieker ergänzt: „Und dann begeben sich die Kameradinnen und Kameraden nicht zuletzt auch selbst in Gefahr. Nicht umsonst prägen wir bei der Feuerwehr den Spruch: dort hineingehen, wo andere heraus rennen“.
Um den jungen Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr bei einem Einsatz mit der schweren Atemschutzausrüstung möglichst viel Handhabungsroutine mitzugeben und sie dabei auf möglichst viele Gefahren im Einsatz vorzubereiten, haben Bäumer, Dieker und ihr Ausbilderteam in den vergangenen vier Wochen viele Stunden theoretische und praktische Übung mit den jungen Feuerwehrleuten absolviert. Neben der Gewöhnung an die schwere Atemschutzausrüstung, alles in allem ein Zusatzgewicht von etwa 25 Kilogramm, erfolgten unter anderem Übungen zu Suchtechniken in verrauchten Räumen, Einsatz unter Chemikalienschutzanzügen, körperliche Belastungsübungen und Einsatz- sowie Rettungsübungen unter realen Bedingungen. „Ganz schön anstrengend“, findet Feuerwehrmann Moritz Kaniuth, der sich nach erfolgreicher Übung Helm und Atemschutzmaske vom schweißnassen Gesicht zieht. „Da muss man körperlich sehr fit sein. Unsere Hitzeschutzkleidung ist nicht atmungsaktiv. Da steigt die Körpertemperatur sehr schnell an und jede Arbeit unter wird schnell schwierig“, berichtet Kaniuth. Seine Kameraden und er wissen, wie viel von den Rettern im Ernstfall abhängt. Dreiviertel aller Brandtoten in Deutschland kommen durch das Einatmen von Brandrauch ums Leben, nicht durch Feuer oder Hitze. Je schneller sie gerettet werden können, umso höher die Überlebenschance. „Deshalb ist es auch sehr wichtig, Kindern die Angst vor den unheimlich aussehenden Atemschutzgeräteträgern zu nehmen“, weiß Brandoberinspektor Christoph Bäumer. „Häufig verstecken sie sich aus Angst unter dem Bett oder im Schrank und werden so erst spät gefunden“.
In der Sirksfelder Schule ist heute zum Glück alles gut gelaufen. Die vermissten Brandopfer, alle-samt Puppen, wurden gefunden und das Feuer, bestehend aus Disconebel und Blitzlampen, erfolgreich bekämpft. Für die zehn Kameradinnen und Kameraden ist damit und nach der vorhergehenden theoretischen Prüfung der vierwöchige Lehrgang zum Atemschutzgeräteträger erfolgreich abgeschlossen. Jens Berndt, Ina Bulenda, Carlos Dieker, Lukas Esser, Felix und Moritz Kaniuth, Paul Klink, Sebastian Knapp, Simon Seggewiss und Andreas Vierlinger sind bereit, im Ernstfall dort hin-einzugehen, wo andere heraus rennen.
Zur Gewöhnung an das Atmen unter der Atemschutzmaske geht es auch schon mal den 30 Meter hohen Schlauchturm der Feuerwache im Eiltempo hoch. |
Ein Spaziergang im Dreischkamp unter schwerem Atemschutz? Nur eine Verschnaufpause auf dieser ungewöhnlichen „Joggingtour“ – Körperliche Belastungsübungen gehören zum Programm. |
Nicht nur im Feuer kommt der Atemschutz zum Einsatz, auch wenn gefährliche Chemikalien ins Spiel kommen. Hier eine Übung unter dem Chemikalienschutzanzug. Sicht und Motorik werden stark eingeschränkt. |