Martinszell/Oberallgäu Gerade hat sich Peter Dürheimer auf seiner Terrasse in Oberdorf niedergelassen, da geht sein Piepser. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag. Peter Dürheimer lauscht kurz der Stimme aus der Integrierten Leitstelle, dann lehnt er sich zurück. „Ein medizinischer Notfall“ sagt er: „Da muss ich nicht hin. Ich bleib‘ schon da. „Eine hervorragende Voraussetzung für ein Interview mit einem Mann, der in den vergangenen 43 Jahren immer wieder mal spontan alles stehen und liegen ließ. Nicht etwa, weil er so ein sprunghafter Typ ist. Sondern, weil die Feuerwehr seit 43 Jahren fest zu seinem Leben gehört. Ein Kapitel davon schließt Peter Dürheimer, der am heutigen Samstag seinen 60. Geburtstag feiert, Ende des Monats ab: Er legt sein Ehrenamt als Kreisbrandinspektor nieder. Ganz ohne Feuerwehr will er fortan aber doch nicht sein. Den Brandschützern in Martinszell, denen er seit 43 Jahren angehört, hält er weiter die Treue. Als Vorsitzender des Vereins und – solange es geht – als aktives Mitglied. Vor allem bei Einsätzen untertags.
43 Jahre bei der Feuerwehr und 26 davon im Dienste der Kreisbrandinspektion: Das ist eine lange Zeit, in der Peter Dürheimer viel erlebt hat. Schreckliche Brände und Unfälle waren darunter, aber lustige Begebenheiten wie folgende: Damals waren Martinszeller Feuerwehrler gerade dabei nach einem Sturm Bäume aus dem Weg zu schaffen. Da piepste ihn der heutige Kreisbrandrat Michael Seger aus der Rettungsleitstelle an. Die Nachricht: seine Frau habe sich gemeldet – weil Dürheimers gerade das halbe Dach davonfliege. „Das durfte wir dann auch noch reparieren“, erzählt Peter Dürheimer lachend.
Es sind vor allem die Kameradschaft und das gute Miteinander, das den ehemaligen Telekom-Mitarbeiter über die Jahrzehnte bei der Feuerwehr gehalten haben. Das, so sagt er, sei dem Kreisbrandinspektor, zuständig für den Altlandkreis ohne Oy-Mittelberg und Weitnau, auch bei den Einsätzen wichtig gewesen. „Ich wollte nie als Chef auftreten, sondern immer als einer aus der Mannschaft“, sagt Dürheimer, der vor fünf Jahren in Ruhestand ging.
Manche Einsätze, räumt Peter Dürheimer ein, haben ihn schon mitgenommen. „Es steckt ja jedesmal auch ein menschliches Schicksal dahinter.“ Mit seiner Entscheidung, nun den Schlussstrich unter das Kapitel Kreisbrandinspektion zu ziehen, habe das aber nichts zu tun. „Für mich stand schon lange fest, dass ich mit 60 aufhöre“, sagt der Jubilar. Seine Ehefrau Gabriele findet das gut. Nicht zuletzt, weil mit jedem Einsatz ja auch die Sorge um ihren Mann verbunden war. Und dann gab es da noch die vielen Nächte, in denen besagter Piepser das Ehepaar aus dem Schlaf riss – oder Gabriele Dürheimer mal wieder alleine aufwachte. Ohne zu wissen, zu welchem Einsatzort ihr Mann unterwegs war.
Noch drei Jahre aktiv
Dennoch: Als Peter Dürheimer erst nichts davon wissen wollte, den Vorsitz bei seiner Heimatfeuerwehr Martinszell zu übernehmen, schritt die Ehefrau ein: „Ohne Feuerwehr – das geht gar nicht“, ist sie überzeugt. Zumal ihr Mann ja noch drei Jahre lang mit ausrücken darf, bevor er seine Karriere beenden muss. Das ist gesetzlich geregelt.
Seine Erfahrung, die er in 24 Jahre als Vizekommandant in Martinszell sowie als Kreisbrandmeister und –inspektor sammelte, will Peter Dürheimer nun weiter der Feuerwehr zur Verfügung stellen. Mehr Zeit soll ab Juli aber auch für die Familie – vor allem die drei Enkelkinder – und die anderen Hobbys bleiben. So ist der 60-Jährige ein leidenschaftlicher Gartler und auch das eine oder andere Likörchen für den Hausgebrauch kreiert Peter Dürheimer selbst. Mitglied im Jugendtheater Martinszell und in der Vorstandschaft des Internationalen Feuerwehr Führungs- und Offiziersvereins 50 Plus.
Diesen Aufgaben kann sich Peter Dürheimer künftig in Ruhe widmen. Ohne den Piepser, den er bislang ganz selbstverständlich bei sich trägt „wie ein Raucher seine Zigaretten einsteckt“ und den er bald an Kreisbrandrat Michael Seger zurückgibt. Der bemüht sich aktuell um einen Nachfolger für Dürheimer und sagt: „Viele Jahre haben der Peter und ich zusammengearbeitet. Gerade in den Jahren als Kreisbrandinspektor hat er mich hervorragend unterstützt und viel für die Wehren im Landkreis geleistet.“