Feuerwehr übt Einsatzfahrten am Simulator
Feuerwehr übt Einsatzfahrten am Simulator
Konzentriert schaut Matthias Medding über das Lenkrad auf die Strecke. Jede Lenkbewegung, jede Bremsung auf der vollen und unübersichtlichen Straße muss in Sekunden entschieden sein. Dumpf ist das Martin-Horn zu hören, das auf dem Dach des Wagens schrillt, in den Fenstern der umliegenden Häuser reflektiert das Blaulicht des vorbeieilenden Löschfahrzeugs, als plötzlich ein kleiner Junge vor Meddings heranrasendem Einsatzwagen auf die Straße rennt.
„Leider kommt es auf den Straßen immer wieder zu fatalen Unfällen mit Einsatzfahrzeugen“, erklärt der stellvertretende Wehrführer Michael Großfeld. „Das liegt mitunter an der extremen psychischen Belastung während einer solchen Fahrt, aber auch oft an der Unerfahrenheit der Fahrzeugführer“. Matthias Meddings Beinahezusammenstoß ist zum Glück nur virtuell. Der junge Feuerwehrmann befindet sich nicht in einem echten Löschfahrzeug auf der Straße, sondern im sogenannten Sondersignalfahrt-Trainer im Schulungsraum der Feuerwache.
Der mobile Simulator aus dem Kreis Steinfurt besteht aus einem originalgetreu nachgebauten Cockpit mit Automatikschaltung und Knöpfen für Blaulicht und Martin-Horn. Drei große Monitore vor den Augen des Fahrers projizieren den virtuellen Straßenverkehr, selbst die Außenspiegel sind kleine Monitore, in denen der rückwärtige Verkehr überwacht werden kann. Das Computerprogramm bietet eine Fülle unterschiedlicher Situationen, mit denen Einsatzkräfte auf ihrer Fahrt konfrontiert werden können. Von unachtsamen Passanten bis zu gefährlich reagierenden Verkehrsteilnehmern muss man sich hier auf alles gefasst machen.
Matthias Medding ist froh, den Ernstfall in dieser sicheren Umgebung ausführlich trainieren zu können. „Man weiß nie, wie die Menschen auf ein plötzlich herannahendes Einsatzfahrzeug reagieren. Im Einsatz geht es oft um Sekunden, da ist man als Fahrer ständig im Konflikt zwischen schnellem Erreichen der Einsatzstelle und umsichtigem, sicherem Fahren“, erklärt er. Michael Großfeld weiß: „Laut Gesetz reicht eine jährliche theoretische Unterweisung unserer Fahrer aus. Aber das geht an der Realität vorbei. Um wirkliche Handlungssicherheit auch in Stresssituationen zu erreichen, müssen wir möglichst realitätsnah üben.“
Deshalb haben Stadt und Stadtfeuerwehrverband gemeinsam den Sondersignalfahrt – Trainer gemietet, um zunächst 10 hauptberufliche und 20 freiwillige Feuerwehrleute im Simulator zu unterweisen. „Nur durch Training erreichen wir, dass unsere Fahrer vorausschauend handeln und Situationen richtig einschätzen lernen“, erklärt Großfeld. Da kann ihm auch Matthias Medding nur zustimmen, der sich für den nächsten Ernstfall sicher ist: „Ich werde mich mit einem besseren Bauchgefühl hinters Steuer setzen“.
Pressestelle der Stadt Coesfeld