COESFELD. Auch für die Feuerwehr Coesfeld war das Jahr 2020 von der Corona-Pandemie geprägt. Trotz aller Einschränkungen haben die Retter ihre Leistungsstärke bei den verschiedenen Einsätzen unter Beweis gestellt. Unser Redaktionsmitglied Manuela Reher hat mit Richard Schulze-Holthausen, dem Leiter der Feuerwehr Coesfeld, über das vergangene Jahr, die aktuelle Situation und die zukünftige Entwicklung gesprochen.
Wie viele Einsätze hat es in 2020 gegeben?
Schulze-Holthausen: Für die Feuerwehr Coesfeld hat es im Jahr 2020 insgesamt 399 Einsätze gegeben. Im Jahr zuvor hatten wir 79 Einsätze mehr zu bewältigen. In 2019 waren es 478 Einsätze.
Richard Schulze-Holthausen ist Leiter der Feuerwehr Coesfeld. |
Welcher Art waren diese?
Schulze-Holthausen: Es waren die unterschiedlichsten Einsatzarten dabei. Das Jahr 2020 hat im Januar mit der Bombenentschärfung im Westen der Stadt, „Am Berkelbogen“, hier Hilfestellung Unterstützung der Feuerwehr bei der Stabsarbeit und den Evakuierungsmaßnahmen für die Stadt, begonnen. Ereignisreich war die angeschossene größere Gasleitung im August in Höhe der Bürgerhalle an der Osterwicker Straße. Die Feuerwehr wurde am meisten zur technischen Hilfeleistung herangezogen. Es waren die Einsätze bei Ölspuren, Sturm- und Wassereinsätze, Verkehrsunfälle mit und ohne eingeklemmte Person in ihren Fahrzeugen sowie das Tür-Öffnen, wobei eine hilflose Person dahinter vermutet wurde. Auch Mittel- beziehungsweise Großbrände runden das Einsatzgeschehen ab. Wir konnten bei den Brandeinsätzen durch den schnellen Einsatz der Feuerwehr bei vielen Hausbesitzern größeren Schaden abwenden und somit Schlimmeres verhindern.
Wie viele Kräfte hat die Feuerwehr aktuell?
Schulze-Holthausen: Die Feuerwehr Coesfeld besteht gemäß dem Brandschutzgesetz aus einer Freiwilligen Feuerwehr mit drei Löschzügen. Sie hat zurzeit etwa 170 aktive Einsatzkräfte. Die Mitgliederzahl hat im Jahr 2020 etwas zugenommen. Neubewerber sind herzlichst willkommen. In die Feuerwehr integriert sind die feuerwehrtechnischen Beamten unserer Hauptwache. An der Hauptwache im Rottkamp sind die ehrenamtlichen Löschzüge 1 und 2 untergebracht. Ferner gibt es den Löschzug Lette mit der zusätzlichen Sonderaufgabe der Dekontamination von Personal und Gerätschaften. Im Norden der Stadt haben wir die Einsatzstützpunkte Mitte und West mit je zwei Fahrzeugen. Unser Frauenanteil liegt bei den aktiven Einsatzkräften immerhin schon bei etwa elf Prozent. Wir haben eine sehr gute Jugendfeuerwehr mit 28 Jugendlichen. Unsere Ehrenabteilung besteht aus 61 verdienten Kameraden. Von der Jugendfeuerwehr gehen in diesem Jahr sieben Kameraden in die Obhut der aktiven Löschzüge. Einige Neuzugänge sind durch Corona bedingt in der Warteschleife und sollen demnächst bei uns aufgenommen werden.
Welche Ehrungen und Beförderungen hat es gegeben?
Schulze-Holthausen: Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die persönlichen Ehrungen für 25 Jahre und 35 Jahre aktiven Einsatzdienst zurückgestellt. Die Beförderungen von Mannschaftsdienstgraden bezüglich der abgelegten Lehrgänge wurden intern vollzogen. Ehrungen bei der Altersabteilung stehen teilweise noch aus. Wir hoffen, im zweiten Halbjahr (Spätherbst oder Winter) eine Möglichkeit der besseren Kameradschaftspflege zu erfahren. Leider geht es ja vielen Einrichtungen so.
Welche Neuerungen sind in Planung?
Schulze-Holthausen: Für den Ortsteil Lette werden seitens der Stadt die Planungen für einen Neubau an der Bruchstraße für den mehr als 49 Jahre alten Standort anvisiert. Auch für den Übergangsstandort West an der Borkener Straße, wo zurzeit zwei Fahrzeuge mit 23 Kräften untergebracht sind, will die Stadt was Neues planen.
Wie ist es um die aktuelle technische Ausstattung bestellt?
Schulze-Holthausen: In diesem Jahr sollen vier neue notwendige Fahrzeuge eintreffen, als Ersatz für den altgedienten und nicht mehr dem technischen Standard entsprechenden Fuhrpark. Diese neuen Fahrzeuge sollen nun gemäß dem Brandschutzbedarfsplan ersetzt werden. Ein Fahrzeug für den Löschzug Lette soll in diesem Jahr noch europamäßig neu ausgeschrieben werden. Die notwendige Schutzkleidung für unsere Einsatzkräfte stellt die Stadt uns zur Verfügung. Hier sind wir gut ausgerüstet.
Inwieweit hat die Corona-Pandemie die Arbeit der Feuerwehr geprägt oder beeinträchtigt?
Schulze-Holthausen: Auch die Corona-Pandemie ist an uns nicht spurlos vorbeigegangen. So mussten wir die notwendigen praktischen Übungsdienste absagen. Online-Unterrichte wurden angeboten. Die kameradschaftlichen Verpflichtungen mussten zurückgestellt werden. Einsatzabläufe wurden entsprechend den Corona-Schutzverordnungen angepasst, wobei wir als Feuerwehr hier bereits auf die uns bestehenden Pandemiepläne und Merkblätter zurückgegriffen haben, was uns die Entscheidungen natürlich etwas leichter gemacht hat. Allerdings kann man schon sagen, dass auch hier eine Prägung vonstattenging. Die Feuerwehr Coesfeld hat sich bis heute – Gott sei Dank – in stabilem einsatzfähigen Rahmen gehalten. Hier gilt es, allen Mitgliedern für ihre Disziplin und Bereitschaft bei diesen Veränderungen, Danke zu sagen. Wir werden jedoch demnächst notwendige Ausbildungslehrgänge für die Mannschaft wieder anbieten müssen, denn auch das gehört zur Aufrechterhaltung einer leistungsfähigen Feuerwehr.
Welche Aufgaben hat es bei der Extremwetterlage im Februar 2021 gegeben?
Schulze-Holthausen: Zu den Aufgaben, welche wir am Wochenende um den 7. Februar hatten, galt es in vielen Fällen, Bäume auf Fahrbahnen zu beseitigen sowie einige liegengebliebene feststeckende Lastwagen auf innerstädtischen Hauptstraßen mit dem schweren Rüstwagen wieder flottzumachen. Auch beratende Tätigkeiten bei Betrieben, welche mit der enormen Schneelast zu kämpfen hatten, wurde von uns ausgeführt, wobei wir als Feuerwehr nicht auf den Dächern selber tätig werden. Hier sind die örtlichen Dachdeckerfirmen gefordert. Verteilt auf die Extremwetterlage gab so keine geballten Einsätze auf einmal, sondern diese verteilten sich auf mehrere Tage. Der erste Februarsonntag begann für 95 Einsatzkräfte um 6.19 Uhr morgens, und die letzten waren dann zu ca. 15.30 Uhr wieder bei ihren Familien. Sicherlich, um dort dann selber Schnee zu schaufeln.
Und wie sieht der Ausblick für 2021 aus?
Schulze-Holthausen: In diesem Jahr sollen die Maßnahmen des Brandschutzbedarfsplans, Vorplanung Neubau „Gerätehaus Lette und West“, angegangen werden.
Einsätze der Feuerwehr Coesfeld in 2020 |