Feuerwehr Coesfeld

Nicht nur Freiwillige Feuerwehren in Not

Neue EU Arbeitszeitrichtlinie: „Das wäre das Ende des Ehrenamts“

VON JUTTA GOTTSCHICK

Lüdinghausen – Die Freiwillige Feuerwehr, sie lebt in Städten wie Lüdinghausen vom Ehrenamt. Von den Männern und Frauen, die zusätzlich zu ihren Berufen den Dienst am Bürger tun: Ob der Pieper tags losgeht oder nachts. Bald aber dürfen sie das womöglich nicht mehr. Geht es nach einer geplanten Ar­beits­zeitrichtlinie der EU-Kommission, könnte das Ehrenamt der Arbeitszeit zugeschlagen werden.

„Fünf bis zehn Stunden“, rechnet Lüdinghausens Wehrführer Günter Weide, seien seine Leute pro Woche im Einsatz. Hinzu kommen ab und an Wochenend-Fortbildungen über zwölf Stunden.

Unterm Strich geht Coesfelds Kreisbrandmeister Donald Niehues von einer „15- bis 16-stündigen Wochenar­beits­zeit­belastung“ aus. Wird die erweiterte EU-Arbeitszeitrichtlinie Gesetz, passen diese Stunden nicht mehr in die erlaubten 48 Wochenstunden Arbeitszeit – in die das Ehrenamt dann integriert werden muss. Denn gesetzt den Fall, ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr arbeitet 40 Stunden die Woche in seinem Beruf, so bleiben ihm noch acht Stunden fürs Engagement nebenher. Zu wenig, wenn´s nach Lüdinghausens Bürgermeister Richard Borgmann (CDU) geht. „Die Höchstgrenze wird von Mitgliedern der Feuerwehr überschritten.

Schon jetzt zeigten Arbeitgeber gegenüber ihren ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern großes Verständnis. Etwa, wenn sie jäh zu einem Einsatz gerufen werden oder für Festivals wie das „Area 4“ freinehmen müssten. Doch spätestens wenn sich Ehrenamtliche ihre Dienste auf die Arbeitszeit anrechnen lassen, „gehen die Diskussionen so richtig los“, glaubt Borgmann. „Das wäre das Ende des Ehrenamts.“ Gedanke hinter der neuen Richtlinie ist es, die Ehrenamtlichen zu entlasten. „Eine Entlastung wäre das sicher“, räumt Lüdinghausens Wehrführer Günter Weide ein. „Eine Freiwillige Feuerwehr aber ist so nicht mehr leistbar, dann muss eine hauptamtliche her.“ Auch die Belastung auf mehr Schultern zu verteilen, ist illusorisch. Gibt es doch bereits den Trend weg vom Ehrenamt. „Die Leute sind beruflich schon eingespannt genug, und dann brauchen sie noch Zeit für ihre Familien“, hat Bürgermeister Borgmann Ver­ständnis. Eine hauptamtliche Wehr aufzubauen aber, das würde den kommunalen Etat sprengen.

Wird die neue Richtlinie spruchreif, müssten Feuerwehrleute eine Ruhepause von elf Stunden zwischen Job und Einsatz einhalten. „Wie soll das gehen?“, hebt Wehrführer Weide die Schultern. Nicht allein, dass alle Einsätze in dieser Zeit tabu wären. Könnten Feuerwehrleute doch auch erst ge­gen vier Uhr früh ihren Dienst antreten, wenn sie um 17 Uhr den Arbeitsplatz verlassen haben. Ob bei den Maltesern und dem Deutschen Roten Kreuz – die ja auch Rettungsdienste leisten – oder eben bei der Feuerwehr: Es herrscht Gesprächsbedarf. Das sieht auch Borgmann so, der als Sprecher der Bürgermeister im Kreis Coesfeld das Thema in der jüngsten Bürgermeister-Konferenz angeschnitten hat. „Wir sind alle betroffen“, stellt er klar. Auch der nordrhein-westfälische und der deutsche Städte- und Gemeindebund werden sich mit der Frage beschäftigen. „Ich rechne in vier bis sechs Wochen mit einer Reaktion.“

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