COESFELD. Feueralarm an der Borkener Straße 44? Nicht ganz – denn das Startzeichen gibt der Übungsleiter selbst. Die inszenierte Ausgangslage:
Im verrauchten Gemeinschaftsraum liegt eine lebensgroße Puppe „schwerverletzt“
am Boden. Auf den Balkonen des zweigeschossigen Gebäudes warten Menschen auf Rettung. Die Flure sind nicht mehr passierbar. Mehrere Einsatzfahrzeuge sind angerückt, Warnlichter blinken, Leitern und Schläuche werden in Position gebracht, die Atemschutzausrüstung angelegt. Mitglieder des Löschzuges der Freiwilligen Feuerwehr Coesfeld sind in Aktion.
Bei jeder „Rettung“ über die Drehleiter applaudiert die Gruppe der Schaulustigen: Hausbewohner, die alles lieber von außen miterleben. Es sind Menschen mit Behinderung, die durch die Stiftung Haus Hall ambulant betreut werden. Sabrina Eink, die ebenfalls durch das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) unterstützt wird, ist aus ihrer Wohnung in der Stadt eigens hergekommen: „Mich interessiert, wie das hier abläuft, was man machen muss, wenn es brennt.
So was hab ich noch nie mitgemacht“, sagt sie.
Christoph Bäumer und Ralph Spiegeler vom Vorbereitungsteam der Feuerwehr erklären: „Wir üben hier Menschenrettung über die Drehleiter und mittels tragbarer Leitern. Menschenrettung hat für uns die höchste Priorität. Danach wird die Brandbekämpfung durchgeführt. Solche Gebäude als Übungsbereiche nutzen zu dürfen, ist für uns sehr hilfreich. So lernen wir für den Ernstfall das Gebäude und seine Bewohner kennen.“
Umgekehrt gilt für die Hausbewohner: Die Übung direkt in ihrem Zuhause kann Hemmungen und Ängste abbauen. Sie vermittelt einen Eindruck davon, wie es ist, wenn es brennt und die Feuerwehr kommt. Susanne Mester, ABW-Teamleiterin der Stiftung Haus Hall in Coesfeld, sagt: „Egal, ob unsere Bewohner zuschauen oder mitmachen: Das Erleben dieser Übung, verbunden mit praktischen Hinweisen, wie man Gefahren vermeidet und sich im Brandfall verhält, gibt ihnen Sicherheit im Alltag.“