Photovoltaik-Anlagen stellen Feuerwehr vor schwere Probleme / Beim Hausbau planen
von Hans-Jürgen Barisch
Coesfeld. „Natürlich helfen wir – in jedem Fall“, sagt Richard Schulze-Holthausen, Leiter der Feuerwache im Rottkamp. Wenn die Feuerwehr zur Hilfe gerufen wird, ist sie auch da. Wenn allerdings am anderen Ende der Leitung ein Hausbesitzer sitzt, der einen Dachstuhlbrand in seinem Wohnhaus meldet, das auf dem Dach eine Photovoltaik-Anlage hat, zur Stromgewinnung aus Sonnenlicht, dann erschwert das die Lage ganz erheblich. „Da können können wir nämlich keinen Schlauch drauf halten“, sagt Richard Schulze-Holthausen.
Die Platten stehen unter Strom. Dauerhaft. Sie produzieren sogar Strom, wenn die Wehrmänner nachts ihre Beleuchtung anwerfen, um die Brandstelle vernünftig auszuleuchten. Eine solches Solarmodul produziert bis zu 1000 Volt Gleichstrom. „Man kann diese Platten nicht ausschalten“, erklärt Schulze-Holthausen. Erst ab Wechselrichter – meist „irgendwo“ im Haus gelegen – ist es möglich, den Stromfluss zu unterbrechen.
Wenn es regnet, werden die Platten aber doch auch nass, mag der Laie sich fragen. Stimmt. „Aber dann ist auch noch kein Glas von der Hitze zersprungen oder eine Kabelisolierung verschmort oder geschmolzen“, sagt Schulze-Holthausen.
Allein – das hilft beim Löschen des Dachstuhles auch nicht recht weiter. Die Münchener Feuerwehr hat es ausprobiert: Auch „einschäumen“ beendet die Stromproduktion der Module nicht. Planen drauf legen hilft auch nicht. „Da geht eben nichts“, sagt Schulze Holthausen. Stichwort: Kontrolliertes Abbrennen bei einem Vollbrand.
Schulze-Holthausen ist mit seinen Männern natürlich wiederholt geschult und in Spezialseminaren fortgebildet für derlei Fälle. „Es gibt ja noch die Möglichkeit, von den Giebeln aus den Dachstuhl zu erreichen. Handelt es sich um einen kleinen Zimmerbrand im Dachgeschoss, können wir auch einen Innenangriff vornehmen“, so der Leiter der Hauptamtlichen Feuerwache. An die Solarmodule selbst allerdings, können und dürfen die Wehrmänner nach wie vor nicht „dran“. Die Sicherheit der Einsatzkräfte geht vor und muss immer gewährleistet sein. Dazu gehört zum Beispiel auch, bei der Verwendung von Löschwasser mit dem Sprühstrahl einen Meter Sicherheitsabstand zu den Modulen zu halten, bei einem Vollstrahl sogar fünf Meter Abstand.
Was kann der Hausbesitzer tun? Am besten nicht beide Seiten eines Satteldaches mit mit Photovoltaikplatten bestücken. Dann können die Wehrmänner wenigstens von der anderen Seite die Dachhaut öffnen, um Qualm herauszulassen und von dort Löschangriffe vorzunehmen.
Zum Thema500 Photovoltaik-Anlagen Noch hat es bis jetzt in Coesfeld keinen Brand größeren Ausmaßes bei solchen „Stromproduzenten“v gegeben, sagt Richard Schulze-Holthausen. Wie viel Häuser wären gefährdet? |