COESFELD: Als die Feuerwehrmänner zum Storchennest aufstiegen, lag das Baby völlig kraftlos zwischen den Zweigen. Für einige Momente dachte Cristine Bendix, der Kleine würde es nicht schaffen. Als aber nach einer mehrstündigen Rettungsaktion das Storchenbaby seine neu gewonnene Freiheit mit breit ausgestreckten Flügeln genoss und plötzlich die Mutter ins Nest zurückkehrte und, war der Coesfelderin klar: All die Mühen haben sich gelohnt.
Aber von Beginn an. „Am Samstagabend war mein Mann total aufgeregt und zeigte mir ein Foto von dem einzig verbliebenen Storchenkind in unserem Nest im Garten. Es hatte beide Beine mit Schnüren verknotet, die die Eltern als vermeintliches Nistmaterial vom Feld mitgebracht hatten“, erzählt Bendix. Sofort war ihr klar, dass der kleine Storch sich nicht alleine aus dieser misslichen Lage befreien kann. „Also rief ich in meiner Not die Feuerwehr.“ Zwei Kameraden rückten mit einem Löschfahrzeug mit Drehleiter an. „Das war allerdings zu schwer für den Zufahrtsweg, der in den Garten führte“, erklärt Stadtbrandinspektor Christoph Bäumer nach dem Einsatz – vor Ort waren seine Kollegen Steffen Warmers und Jan-Philipp Gerding von der hauptamtlichen Wache. Was dann passierte, beeindruckte Cristine Bendix tief: „Anstatt wieder abzurücken, haben wir gemeinsam 20 Minuten lang überlegt, was wir jetzt für das Storchenbaby tun können.“ Dann der rettende Einfall: Ein Bekannter hatte sich vor kurzem erst einen Hubsteiger zugelegt – der wesentlich leichter als das Feuerwehrfahrzeug war. Während sich der Daruper auf den Weg machte, „haben die beiden Helden mal eben mit mitgeführten Kettensägen den Weg freigesägt. Die Storchenmutter war inzwischen absolut starr vor Stress bei ihrem Jungen“, schildert Bendix weiter. Durch Rangieren und mit einigen Kratzern am Fahrzeug mehr schaffte es der Hubsteiger schließlich zum Storchennest. Als Warmers und Gerding in dem Korb zum Nest aufstiegen, dann der Schock: Die Mutter hatte aus lauter Panik das Nest verlassen. Die Feuerwehrmänner durchtrennten dem völlig leblos erscheinendem Storchenkind die Schnüre. „Wieder unten angekommen, verließen die Retter uns noch immer nicht, bis sie den Tierarzt erreicht hatten, der ihnen bestätigte, dass dieses ,sich Tod stellen’ eine normale Stressreaktion sei“, ist Bendix dankbar für diesen tollen Einsatz.
Das Storchenkind hat sich nach dem ganzen Trubel schnell erholt, nachdem die Mama zurück ins Nest gekommen war. Es lag glücklich und zufrieden bei ihr und war todmüde. „Auch für solche Fälle ist die Feuerwehr da“, lächelt Christoph Bäumer.
Weiterer Bericht – Einsatzbericht FF Coesfeld
Endlich wieder verein: Die Mutter kann nach der Rettungsaktion zurück ins Nest – und der kleine Storch freute sich über seine Freiheit. |
Diese Schnüre hatten die Storcheneltern in der freien Landschaft gefunden und zum Nestbau verwendet. |
Ein 7,5-Tonner mit Hubsteiger bahnte sich den Weg durch den Garten. |