Ausnahmezustand nach Starkregen – Große Schäden an der Süringstraße – Demo und Festivalstart abgesagt
von Ulrike Deutsch, Leon Seyock und Christian Tiepold
COESFELD. Anke Wessels von Leder Hausfelder hat nur ein einziges Wort für das, was sich Freitagnachmittag an der Süringstraße abspielt: „Albtraum“. Mit Besen und Schneeschiebern sind die Geschäftsleute in jedem Haus dabei, die vollgelaufenen Keller und Ladenlokale freizuschüppen. Die Nerven liegen blank, der Frust ist groß. „Schon wieder mal“, sagt eine Ladeninhaberin. Kniehoch steht das Wasser in der Straße. In der Mitte hat es einen Gullideckel hochgedrückt, das Pflaster ist komplett aufgebrochen, die Süringstraße ist für Fahrzeuge nicht mehr passierbar.
Ausnahmezustand herrscht an vielen Stellen in der Stadt, nachdem der heftiger Starkregen, begleitet von Blitz und Donner, niedergegangen ist – unter anderem am Krankenhaus, wo die Feuerwehr vollgelaufene Aufzugschächte leerpumpen muss. Die Aufzüge sind außer Betrieb. Bis zum Abend zählt die Rettungsleitstelle über 160 Einsätze. Die Feuerwehr ist mit 100 Kräften im Dauereinsatz und pumpt vor allem Keller leer. Auch das Technische Hilfswerk ist zugeschaltet. Im Sonnenhang ist ein Öltank ausgelaufen.
Neben einigen Wohngebieten ist vor allem die Innenstadt von den plötzlichen Wassermassen betroffen. Viele Geschäftsleute schließen sofort. In der Kupferpassage ist in etlichen Geschäften das Wasser durch die Toiletten in die Läden gelaufen. In der Eisdiele in der Kupferstraße hat das Wasser laut Betreiber sämtliche Maschinen geflutet. Im Keller der Stadtbücherei an der Walkenbrückenstraße, wo das Stadtarchiv ansässig ist, wird eifrig gewischt. Der Schlosspark hat sich in eine Seenlandschaft verwandelt, ebenso die Kuchenstraße. Berkel und Umflut sind randvoll mit bräunlichem Nass. In der Mühlenstraße und Rosenstraße stehen viele Haustüren offen und die Bewohner sind dabei, die Keller trocken zu wischen. Die Baugrube am „Wiemannweg“ ist vollgelaufen.
Auch an der Dülmener Straße herrscht „Land unter“. Kein Durchkommen ist an der Ecke Druffels Weg/Dülmener Straße. „Das Wasser steht hier knietief“, sagt ein Polizist, der mit einem Streifenwagen die überflutete Kreuzung sichert. Mit vereinten Kräften werden die Gullydeckel aus ihren Fassungen gehoben, damit das Wasser problemlos abfließen kann. Zurückgeblieben ist eine Ölspur, die sich über den Druffels Weg fast bis zur Einmündung Hüppelswicker Weg zieht.
Aufpassen, dass sie nicht durch eine Welle nass werden, müssen die auf den Bus wartenden Fahrgäste am Gerichtsring. Denn auch auf der Kreuzung mit der Kupferstraße steht das Wasser rund 30 Zentimeter hoch. Die Autos können den Bereich nur mit Schrittgeschwindigkeit passieren, trotzdem spritzt das Wasser ordentlich an den Seiten hoch.
Der sintflutartige Regen führt auch dazu, dass das Festival „Rock am Turm“ am Freitagnachmittag nicht beginnen kann. Schweren Herzens sagen die Veranstalter den ersten Abend ab und hoffen, dass die Bedingungen heute besser sind.
Auch die für den Nachmittag geplante Demo des Bündnisses „Gemeinsam.Demokratie.Leben.Coesfeld“ vom Marktplatz zum Festivalgelände kann nicht stattfinden.