COESFELD. Der Tag danach beginnt für viele in der Innenstadt mit Aufräumen und Wasserschippen. Manche Einrichtungen wie das Stadtarchiv müssen zunächst geschlossen bleiben, um die Schäden zu beseitigen. Betroffen sind wieder einmal vor allem Anlieger und Geschäftsleute an der Kupfer- und Süringstraße. Doch Schäden durch vollgelaufene Keller verzeichnen auch die Christophorus-Kliniken, die Rettungswache oder das Rathaus.
Rolf Hackling, Leiter des Abwasserwerks, hat gestern den ganzen Tag zu tun mit der Schadens- und Bestandsaufnahme. „Die Wassermenge war so groß wie nie zuvor“, beschreibt er ds Ausmaß des Unwetters. „Es ging weit über das hinaus, was wir als Jahrhundert-Regenereignis bezeichnen.“
70 Liter in nur 40 Minuten seien gemessen worden, so Hackling. 78 Liter in 50 Minuten habe eine weitere Messung ergeben. Zum Vergleich: beim großen Regen im Jahr 2013 waren es 60 Liter in 60 Minuten.
Leser meldeten Werte wie 30 Liter an der Stadtwaldallee, 40 in Nordwest oder 50 auf der Hengte. Einige Kilometer weiter gab es keinen oder nur geringen Niederschlag, wie in Lette oder auch zum Leidwesen der Golfer auf ihrem Platz in Stevede (8 Liter).
Für die Feuerwehr war nach dem großen Regen noch lange nicht Schluss. „Wir waren bis ca. 1.15 Uhr im Einsatz“, berichtete gestern der Leiter der Wehr, Richard Schulze-Holthausen. Zahlreiche geflutete Keller und umgestürzte Bäume hielten die Einsatzkräfte in Atem. Darüber hinaus mussten die Helfer Wasser aus der Tiefgarage unter der Kupferpassage pumpen (Freigabe Montag) und in zwei Häusern Öl und Wasser aus einem Aufzugschacht entfernen sowie zwei Personen aus einem defekten Aufzug befreien. „Insgesamt haben wir mit Unterstützung weiterer Feuerwehren aus dem Kreis Coesfeld, dem Technischen Hilfswerk und dem städtischen Bauhof 155 Einsatzstellen abgearbeitet, die sich vor allem auf das Stadtzentrum konzentrierten“, so Schulze-Holthausen, der die gute Zusammenarbeit lobte. „Das hat sehr gut funktioniert.“ Der am Mittwoch um kurz vor 18 Uhr ausgerufene Ausnahmezustand, in dessen Folge in der Wache am Rottkamp eine spezielle Stab-Einsatzleitung installiert wurde, wurde laut Schulze-Holthausen gegen Mitternacht aufgehoben. Die letzten Nachwehen des Unwetters riefen die Wehr gestern Morgen auf den Plan: ein überschwemmter Keller und eine defekte Brandmeldeanlage.
Auch der Baubetriebshof der Stadt hat noch immer alle Hände voll zu tun. „Fast jede Straße ist von heruntergefallenen Ästen oder umgestürzten Bäumen betroffen“, sagt Jürgen Höning von der Stadt. Bis heute sollen die Aufräumarbeiten noch andauern. Am Abend des Unwetters sei der Bauhof bis 0.30 Uhr im Einsatz gewesen, gestern den ganzen Tag.
Auch im Rathaus und Stadtschloss lief Wasser in die Keller. „Je nachdem, wie lange die Trocknungsphase andauert, liegt der Schaden bei 10 000 bis 20 000 Euro“, teilt Höning mit. Betroffen war auch Horst Grünhart vom gleichnamigen Modegeschäft in der Süringstraße. „Wir hatten fast 25 Zentimeter Wasser im Keller“, sagt er. Die Feuerwehr sei am Mittwochabend da gewesen, um das Wasser abzupumpen. „Zum Glück lagern wir im Keller keine Waren“, so der Inhaber.
Das Unwetter ließ Schirme und Bestuhlungen wie oben am Cafe Central, wie Spielzeug durch die Gegend fliegen. Anschließend ging es an die Aufräumarbeiten (Bild unten Süringstraße). |