-sw- Coesfeld. „Ich hab allen gesagt, dass sie rausgehen sollen, aber es sind bestimmt noch Leute drin. Da ist alles voller Rauch.“ Fabrik-DJ Andreas Averkamp gibt sich alle Mühe, seine Stimme aufgeregt klingen zu lassen, als er Oberbrandmeister Jochen Albers die Lage in der „brennenden“ Disco schildert. Alles nur Show, aber bei der Herbstabschlussübung des ersten Zuges der Feuerwehr Coesfeld, soll an diesem Samstagnachmittag für die Realität geübt werden. Albers, Führer des zuerst eingetroffenen Tanklöschfahrzeuges 16, versucht mit der gebotenen Ruhe, die Lage zu überblicken. Nach einem Brand in der zentralen Stromverteilung hat sich das Feuer in der Disco ausgebreitet. Die Hauptgefahr liegt aber in der Rauchentwicklung.
Aus allen geöffneten Notausgängen dringt Qualm ins Freie. Ein Großteil der Besucher ist bereits wohlbehalten durch die Ausgänge hinausgelangt. Wie viele sich noch eingeschlossen, bewusstlos oder verletzt im Gebäude befinden, ist unklar. Soweit das im Vorfeld hauptsächlich von Oberbrandmeister Wolfgang Liedel (unterstützt von Hauptbrandmeister Helmut Hellenkamp) entworfene Szenario der traditionell im Oktober stattfindenden Großübung. Nach Einschätzen der Gefahrenlage geht alles sehr schnell. Während die letzten der insgesamt zehn Einsatzfahrzeuge gerade erst auf dem Parkplatz eintreffen, hat Zugführer Brandoberinspekteur Winfried Schmeing bereits drei Einsatz-Abschnitte für die 45 Feuerwehrleute gebildet. Schmeing hatte nach seinem Eintreffen die Einsatzleitung von Albers übernommen. Die ersten Angriffstrupps haben mit Atemschutzgeräten die verrauchte Fabrik durch den Eingangstunnel bereits betreten. Eine Nebelmaschine hat zuvor ganze Arbeit geleistet: ohne Strahler sieht man kaum die Hand vor Augen. Die Aufgabe ist klar: das ganze Gebäude muss systematisch nach Menschen durchkämmt werden. Menschen, das heißt in diesem Übungsfall: vier Puppen und fünf Mitglieder der Jugendfeuerwehr liegen irgendwo „bewusstlos“ auf dem Boden. Wie Karolin Frohne und Nico Bulenda, die sich auf der Bühne niedergekauert haben. Ob ihnen das Warten auf „Rettung“ langweilig geworden ist? „Nein, wir haben Mäuse gehört. Das war irgendwie lustig, weil wir beide erst dachten, dass das quietschende Geräusch von den Stiefeln der Feuerwehrleute kommt“, kann Frohne nach ihrer „Rettung“ im Betreuungszelt erzählen. Hierhin werden alle „Opfer“ gebracht, wo sie von den Feuerwehrfrauen Ulrike Stracke und Annika Stippel betreut werden. Nach knapp 45 Minuten ist der Feuerzauber vorbei. Die Fabrik ist geräumt, der „Brand“ unter Kontrolle. Winfried Schmeing erklärt die Übung für beendet. Bei der anschließenden Manöverkritik im rauchfreien Café Böll, zeigt sich Wolfgang Liedel insgesamt zufrieden mit dem Verlauf: „Alles ist glatt gelaufen. Die Beteiligten waren konzentriert bei der Sache. Und auch die Notausgänge waren alle intakt.“
Mit Atemschutztrupps auf der Suche nach Opfern: die verqualmte Discothek „Fabrik“ wird systematisch durchkämmt. | Alle Schotten los und Wind marsch: Damit der Qualm besser abzieht, postiert Wehrführer Edmund Böhm (re.) an einem Notausgang einen Lüfter. |
Weitere Bilder zur Übung der Feuerwehr Coesfeld
Das TLF 16 trifft ein – der DJ informiert ganz aufgeregt die Feuerwehr. | Der erste Angriff ist eingeleitet – der Einsatzleiter bespricht sich mit seinen Abschnittsleitern. |
Rettungstrupp vor dem Eingang – rechts der Atemschutzüberwacher mit seinem Gruppenführer. | Betreuung der Verletzten im Rettungszelt – nebenan werden die Atemschutzgeräte am GW-Mess wieder einsatzbereit gemacht. |
Fotos: Helmut Hellenkamp