Leiter Christoph Bäumer sieht Feuerwehr für diesen Fall gut aufgestellt
von Ulrike Deusch
COESFELD. Wenn es in diesen Tagen gewittrig donnert und blitzt, steigt die Gefahr der Einschläge und mit ihr das Risiko für einen Dachstuhlbrand. Beim Eintreffen vor Ort brauchen die Einsatzkräfte dann vor allem eine grundsätzliche Information: Ist auf dem Dach eine Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) montiert?
Immer mehr Menschen setzen auf diese Art der Energie-Gewinnung, und hartnäckig hält sich das Gerücht, die PV-Anlage mache der Feuerwehr die Arbeit schwer. „Ein großes Problem sind diese Anlagen für uns nicht“, versichert Christoph Bäumer, Leiter der Feuerwehr Coesfeld. Aber es müssen von den Feuerwehrleuten besondere Maßnahmen getroffen werden, auf die sie in der Ausbildung und in speziellen Seminaren vorbereitet werden.
Wichtig ist, dass die Einsatzkräfte umgehend erfahren, ob eine PV-Anlage vorhanden ist – da kann ein Hinweisschild am Hausanschlusskasten oder der Hauptverteilung hilfreich sein, gerade wenn die Sicht draußen für die Feuerwehr eingeschränkt ist und die Bewohner sich in einer Stresssituation befinden. Und die Einsatzkräfte müssen genau wissen, wo die Leitungen von der PV-Anlage zum so genannten Wechselrichter verlaufen, der aus dem Gleichstrom der PV-Module Wechselstrom macht. Diese Leitungen lassen sich nämlich nicht stromfrei schalten und bergen daher, wenn die Isolierung durchs Feuer zerstört ist, eine Gefahr. Das ist ohne PV-Anlage einfacher, wenn man einfach am Sicherungskasten den Strom komplett ausschalten kann. Gut sei es deshalb, wenn der Hauseigentümer den Einsatzkräften einen Übersichtsplan der PV-Anlage zeigen könne, so Bäumer. Ab dem Wechselrichter lässt sich die Anlage dann abschalten.
Bei öffentlichen Gebäuden gehe die Entwicklung inzwischen dahin, die Kabelstränge an der Außenwand entlang zu führen und den Trennschalter zu setzen, bevor die Leitungen ins Innere wechseln.
„Ein Nachteil ist, dass wir nicht wie bei einem normalen Dachstuhlbrand einfach von außen Pfannen herunternehmen können, um an einen Brandherd zu kommen“, beschreibt Bäumer die Situation. Weil die PV-Anlage fest mit den Dachbalken verbunden ist, erschwere das die Löschmaßahmen. „Wie müssen dann von Innen öffnen“, so Bäumer. Nicht selten stürzen Teile der Module ins Gebäude.
Natürlich darf ganz normal mit Wasser gelöscht werden – „schließlich fällt ja sonst auch Regen auf die PV-Anlage“, sagt Bäumer. Zu spannungsführenden Teilen müssen je nach Art des Wasserstrahls einer bis fünf Meter bei Niederspannung und fünf bis zehn Meter bei Hochspannung eingehalten werden.
Es ist auch möglich, dass eine PV-Anlage selbst zum Auslöser eines Feuers wird, zum Beispiel durch einen technischen Defekt. Übrigens: Ein Überspannungsschutz für PV-Anlagen ist unerlässlich. Blitzschutz ist nicht verpflichtend, wird aber von Experten empfohlen – auch für Dächer ohne PV-Module.